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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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VORWORT<br />

In Anbetracht der Dringlichkeit vieler gesellschaftlicher und politischer<br />

Aufgaben unserer Zeit, deren Bewältigung von höchster Relevanz<br />

in nationalen wie auch internationalen Kontexten ist, begrüßen<br />

wir es sehr, wenn sich Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen<br />

mit den ihnen eigenen Mitteln mit diesen Themen und Fragestellungen<br />

auseinandersetzen.<br />

Ein besonderes Interesse haben Wissenschaftler im Berichtszeitraum<br />

dem großen Themenkomplex der interkulturellen Verständigung<br />

entgegengebracht, wobei in den meisten der von der <strong>Stiftung</strong><br />

zahlreich geförderten Forschungsvorhaben aus diesem Themenfeld<br />

dem religiösen Aspekt eine zentrale Bedeutung zukommt. So untersucht<br />

etwa Dr. A. Horstmann (Institut für Ethnologie, Universität<br />

Münster) in dem Projekt „Bedingungen und Auflösung konfessioneller<br />

Koexistenz“ am Beispiel gemischtkonfessioneller Gebiete in<br />

Südthailand die Struktur interethnischer Beziehungen in lokalen<br />

und globalen Kontexten im Spannungsfeld nationaler Integration<br />

und Weltreligion. Neben der Betonung der Weltreligion in modernen<br />

Anerkennungsdiskursen kann sich demnach vor allem auch die<br />

politische Ideologie des Staates negativ auf das friedliche Zusammenleben<br />

verschiedener kultureller bzw. religiöser Gruppen innerhalb<br />

einer Gesellschaft auswirken. Auch ein von Professor H. Joas<br />

am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien<br />

(Universität Erfurt) durchgeführtes Forschungsvorhaben untersucht<br />

die Zusammenhänge zwischen Religion, Staat, Politik und<br />

Gesellschaft – hier allerdings aus einer religionswissenschaftlichen<br />

Perspektive. Im Rahmen dieses Projekts mit dem Titel „Die Entzauberung<br />

der säkularen Gesellschaft“ werden am Beispiel des „Kopftuchstreits“<br />

in Deutschland und Frankreich die jeweiligen öffentlichen<br />

Debatten um den Umgang des Staates mit einer „fremden“<br />

Kultur bzw. religiösen Praxis analysiert. So unterschiedlich die jeweils<br />

in Deutschland und Frankreich geführten Diskussionen um<br />

das öffentliche Tragen des Kopftuches auch sind, offenbaren sie<br />

doch beide eine große gesellschaftliche Verunsicherung im Umgang<br />

mit anderskulturellen bzw. -konfessionellen, hier insbesondere muslimischen<br />

Mitbürgern.<br />

Dabei tun sich auch diese vielfach schwer, sich selbst innerhalb ihrer<br />

lokalen bzw. nationalen Gesellschaft kulturell zu verorten, und<br />

das nicht nur als Teile christlich-abendländisch geprägter Gesellschaften.<br />

Neben der Religion können auch die Bildung und die wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse die eigene kulturelle Identitätsbildung<br />

maßgeblich beeinflussen. Diese drei Faktoren stehen im Zentrum<br />

des von Professor A. Gingrich (Kommission für Sozialanthropologie<br />

der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien) und Dr.<br />

R. Loimeier (Universität Bayreuth) durchgeführten Forschungsvorhabens<br />

„Dimensionen der Identitätsbildung. Gedachte und gelebte<br />

Zugehörigkeit in der islamischen Welt“. Dem Projekt liegt die Vorstellung<br />

zugrunde, dass Identitäten bewegliche Konstrukte sind, die<br />

sich je nach Situation verfestigen und auch verlagern können, deren<br />

Flexibilität jedoch begrenzt ist. Eine empirische Untersuchung in<br />

Seite VII

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