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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Multiple<br />

Sklerose<br />

Seite 262<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

– Welchen Einfluss hat die Wechselwirkung zwischen SMN und<br />

FGF-2 auf den Mechanismus der Genausprägung, an dem SMN<br />

bekanntermaßen mitwirkt?<br />

Die in vivo-Rolle des hirneigenen angeborenen Immunsystems („innate<br />

immune system“) im Mausmodell der Multiplen Sklerose ist das<br />

Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens<br />

von Dr. M. Prinz, Institut für Neuropathologie, Universität Göttingen.<br />

Die Fortsätze von Nervenzellen sind von einer Schicht aus dicht<br />

gepackten Membranen, dem Myelin, umgeben. Zum einen isoliert<br />

diese so genannte Markscheide die einzelnen Fortsätze voneinander<br />

wie der Isoliermantel eines Kabels, zum anderen garantiert sie eine<br />

rasche elektrische Weiterleitung bei minimalen „Kabel“-Durchmesser.<br />

Eine Zerstörung der Myelinschicht beeinträchtigt die Leitungsfähigkeit<br />

der Nervenzellen. Bei der multiplen Sklerose kommt es zu<br />

einer fortschreitenden Zerstörung der Markscheiden des zentralen<br />

Nervensystems und dadurch bedingt zu Nervenausfällen, Lähmungserscheinungen<br />

und Funktionsstörungen verschiedener innerer<br />

Organe, sowie zu schweren Entzündungserscheinungen. Sie ist<br />

die wohl häufigste entzündliche Entmarkungserkrankung des ZNS.<br />

Man weiß, dass sie auf Autoimmunprozesse zurückzuführen ist, darüber,<br />

welche dies im einzelnen sind, und wie sie ausgelöst werden,<br />

weiß man nach wie vor relativ wenig. Seit langem gibt es ein Tiermodell<br />

für diese Erkrankung, die Experimentelle Autoimmune<br />

Enzephalomyelitis, EAE bei Mäusen.<br />

Bei den Reaktionen des Immunsystems unterscheidet man zwischen<br />

angeborener und erworbener Immunität. Während sich die erworbene<br />

Immunität durch den wiederholten Kontakt mit Antigenen erst<br />

entwickelt, setzt die angeborene Immunität einen Organismus in die<br />

Lage, ein Pathogen bereits beim allerersten Kontakt zu erkennen<br />

und zu bekämpfen. Bewerkstelligt wird dies durch bestimmte Zelltypen<br />

des Immunsystems – Makrophagen und neutrophile Granulozyten<br />

–, auf deren Oberfläche es Rezeptoren für bestimmte, immer<br />

wiederkehrende Moleküle auf der Oberfläche von pathogenen Bakterien<br />

und andere körperfremde Substanzen gibt. Diese Rezeptoren<br />

werden als Toll-ähnliche Rezeptoren (toll like receptors, kurz TLR)<br />

bezeichnet. Man kennt heute zehn verschiedene TLRs. Ihnen allen<br />

gemeinsam ist ein cytoplasmatisches Adapterprotein namens<br />

MyD88, das an der intrazellulären Signalübertragung beteiligt ist.<br />

Bei Mäusen, die an dem Äquivalent der multiplen Sklerose, der EAE<br />

erkrankt sind, konnte gezeigt werden, dass die Krankheitsempfänglichkeit<br />

vom Vorhandensein dieses Adapterproteins abhängt (MyD88defiziente<br />

Mäuse erkranken weit weniger häufig), was auf eine Beteiligung<br />

des angeborenen Immunsystems an der Entstehung dieser<br />

Autoimmunkrankheit schließen lässt. Überdies wurde bei EAE-Mäusen<br />

eine verstärkte Expression eines Toll-ähnlichen Rezeptors nachgewiesen.

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