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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Seite 162<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

te Forschungsprojekt setzt genau an dieser Stelle an. Es hat als konkretes<br />

Ziel, ein Reformprojekt zu untersuchen, das einen nachhaltigen<br />

Ausweg und damit ein zukunftsträchtig umgestaltetes Gesundheitssystem<br />

als Teil der sozialen Sicherung in Deutschland<br />

beschreibt.<br />

In internationalen Benchmarks erscheint das Gesundheitssystem<br />

Singapurs fast durchgängig auf den vorderen Plätzen. Singapur hat<br />

ein einzigartiges Gesundheitssystem entwickelt, das – bei hohen<br />

Qualitätsstandards – seit seiner Einführung im Jahre 1984 die Gesundheitsausgaben<br />

auf sehr niedrigem Niveau hält. Einschließlich<br />

staatlicher Ausgaben wurden in Singapur im Jahre 1999 nur 3 Prozent<br />

des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit ausgegeben. In<br />

Deutschland wurden im gleichen Zeitraum hingegen 10,8 Prozent<br />

des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit verausgabt.<br />

Seine Form der Mittelaufbringung gilt in Fachkreisen als besonders<br />

visionär, da es in besonderem Maße auf privater Vorsorge aufbaut,<br />

die in Deutschland auch unter dem Stichwort Kapitaldeckung diskutiert<br />

wird. Konkret zahlt jeder Bürger monatlich einen Teil seines<br />

Bruttoeinkommens sowohl in eine Krankenversicherung als auch auf<br />

ein obligatorisches Gesundheitssparkonto ein. Die Krankenversicherung<br />

erstattet nur Ausgaben für teure stationäre Krankenhausaufenthalte<br />

und chronische Krankheiten. Die übrigen Ausgaben<br />

finanziert jeder Bürger selbst durch sein individuelles Gesundheitssparkonto.<br />

Für einkommensschwache Teile der Bevölkerung wird<br />

die Gesundheitsversorgung aus Steuermitteln aufgebracht.<br />

Im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes in Singapur wurde das<br />

Gesundheitssystem eingehend untersucht. Dabei wurden Interviews<br />

mit Wissenschaftlern und Praktikern des Gesundheitswesens durchgeführt<br />

und diverse Krankenhäuser bzw. Arztpraxen besichtigt.<br />

Als Ergebnis des Forschungsaufenthaltes kann festgehalten werden,<br />

dass die private Vorsorge in Form von Gesundheitssparkonten zu einer<br />

hohen Patientensouveränität geführt hat. Da die Patienten finanziell<br />

an den Ausgaben direkt beteiligt sind, legen sie sehr viel Wert<br />

darauf, die Behandlungsform entscheidend mitzubestimmen. Darüber<br />

hinaus stellt das Instrument der Medical Savings Accounts<br />

eine Möglichkeit dar, das Gesundheitssystem zumindest teilweise<br />

gegen die Alterung der Bevölkerung zu immunisieren, da jeder Bürger<br />

für sich spart und nicht auf das Einkommen anderer Generationen<br />

angewiesen ist.<br />

Insgesamt könnte das vorgestellte Konzept einen ersten Schritt zu einer<br />

nachhaltigeren Gestaltung der Mittelaufbringung des deutschen<br />

Gesundheitssystems darstellen. In der Rentenversicherung wurde im<br />

Rahmen der „Riester-Rente“ bereits eine teilkapitalgedeckte Lösung<br />

realisiert. Um den Gesundheitsmarkt als zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt<br />

und personalintensive Dienstleistungsbranche nicht zu<br />

gefährden, muss in den nächsten Jahren dringend auch eine Diskus-

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