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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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<strong>Fritz</strong><br />

Hartung<br />

Seite 50<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Seinen Kern bilden 214 zwischen Wilhelm und Frobenius unmittelbar<br />

gewechselte Schreiben, die durch über 1000 Schriftstücke ihrer engsten<br />

Mitarbeiter ergänzt werden. Die Schriftstücke reichen von Telegrammen<br />

bis zu plastischen persönlichen Berichten, die Frobenius<br />

von seinen Expeditionen sandte und die durch seine überschwängliche<br />

Entdeckerfreude auf einen Umfang von bis zu siebzig Seiten<br />

anwachsen konnten. Die Briefe geben aufschlussreiche Einblicke in<br />

die Arbeitsweise des Forschungsreisenden und Kulturtheoretikers<br />

Frobenius, vor allem aber beleuchten sie die zwei Bereiche, die ihn<br />

mit Wilhelm am engsten verbanden: Zum einen erfreute sich der ehemalige<br />

Monarch seiner Wissenschaftspatronage und half Frobenius<br />

durch seine Verbindungen – nicht zuletzt in die preußische Kulturbürokratie.<br />

Die Grundlage dieser Unterstützung war aber ein für den sprunghaften<br />

Hohenzollern ungewöhnlich beständiges Interesse an den<br />

Forschungen des Frankfurter Gelehrten, die zunehmende Faszination<br />

durch die kulturmorphologische Mythendeutung, besonders auch mit<br />

dem rituellen Königsmord, in der der gescheiterte Monarch Sinngebung<br />

für seinen eigenen Sturz fand. Durch den Briefwechsel ziehen<br />

sich daher Bezüge auf den Weltkrieg, die Revolution von 1918,<br />

die Republik und auch den Aufstieg der Nationalsozialisten.<br />

Für das Projekt „<strong>Fritz</strong> Hartung (1883-1967) – Wissenschaftliche Korrespondenz<br />

eines Historikers zwischen Kaiserreich und zweiter Nachkriegszeit<br />

[Quellenedition mit biographischer Einleitung]“ erhalten<br />

Prof. W. Neugebauer (Institut für Geschichte, Universität Würzburg)<br />

und Dr. K. Neitmann (Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam)<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>. Bearbeiter ist Priv. Doz. Dr. H.-Chr.<br />

Kraus.<br />

In den letzten Jahren ist die Geschichte der deutschen Geschichtswissenschaft<br />

zu einem Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzung<br />

geworden, und es geht dabei regelmäßig sowohl um Traditionskritik<br />

als auch um den Versuch, historiographische Grundlagen<br />

der Geschichtsforschung zu rekonstruieren. <strong>Fritz</strong> Hartung (1883-<br />

1967) war über lange Jahrzehnte ein besonders einflussreicher Historiker<br />

in Deutschland. Er hat vom späten Kaiserreich bis in die Zeit<br />

nach 1945 in insgesamt fünf politischen Ordnungen gewirkt, so dass<br />

eine quellenintensive Auseinandersetzung mit seiner Person neue<br />

Aufschlüsse über das Fach und über die Fachkultur erwarten lässt.<br />

Es geht bei dem Forschungsvorhaben also ganz wesentlich um ein<br />

Stück Wissenschaftspolitik des 20. Jahrhunderts und zugleich um die<br />

Stellung <strong>Fritz</strong> Hartungs in seinem Fach.<br />

<strong>Fritz</strong> Hartung lehrte als Privatdozent an der Universität Halle und als<br />

Professor an den Universitäten Kiel und Berlin; das von ihm in Lehre<br />

und Forschung behandelte Themenfeld deckt die gesamte neuzeitliche<br />

Geschichte vom ausgehenden Mittelalter bis zur jüngsten<br />

Zeitgeschichte ab. Hartung zählte außerdem zu den produktivsten<br />

Historikern seiner Zeit, insgesamt legte er 22 selbstständige Veröf-

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