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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

tionen für die Deutung und Einordnung der jeweiligen Quelle in das<br />

zeithistorische Umfeld. Die historische Kommunikationssituation und<br />

die jeweilige propagandistische Zielsetzung dürften auf diesem Weg<br />

auch für den interessierten Laien nachvollziehbar sein. Mit der wissenschaftlich-kritischen<br />

Edition des „Wochenspruchs der NSDAP“<br />

wird eine Publikationsform angestrebt, die über den Kreis der fachwissenschaftlichen<br />

Forschungen hinaus einen interdisziplinär arbeitenden<br />

Adressatenkreis anspricht. Weitere Informationen zum Projekt<br />

können der Homepage der Arbeitsstelle www.fu-berlin/akip<br />

entnommen werden.<br />

Für das Projekt „Der Mord an den europäischen Juden und die deutsche<br />

Gesellschaft. Wissen und Haltung der Bevölkerung 1941-1945“<br />

erhält Prof. W. Benz (Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische<br />

Universität Berlin) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Das Forschungsprojekt untersucht, in welchem Maße der deutschen<br />

Bevölkerung der Genozid an den europäischen Juden vor 1945 bekannt<br />

wurde und wie sie diese Informationen aufnahm. Die Aufarbeitung<br />

dieses Themas ist als Beitrag zu der weit über Deutschland<br />

sowie die Jahre 1941 bis 1945 hinausreichenden Frage zu verstehen,<br />

wie es zum Menschheitsverbrechen Holocaust kommen konnte.<br />

Dabei hat die Frage nach dem Kenntnisstand und der Haltung der<br />

Deutschen deshalb besondere Bedeutung, weil eine Mitverantwortung<br />

der Bevölkerung nur auf einer geschichtswissenschaftlich fundierten<br />

Basis seriös diskutiert werden kann. Die Realisierung des<br />

Judenmordes lässt sich nicht auf technische Vorgänge und das Handeln<br />

weniger Krimineller reduzieren, sondern auch der Kenntnisstand<br />

und die Haltung der Deutschen ist für das Tempo und den Umfang<br />

des Genozids von Relevanz gewesen.<br />

Die Erforschung der NS-Zeit ist mittlerweile so weit fortgeschritten,<br />

dass diese Periode eine der am besten analysierten Zeitabschnitte<br />

überhaupt ist. Dennoch ist die historisch, politisch, psychologisch und<br />

ethisch brisante Frage nach der „subjektiven Tatseite“ des Holocaust<br />

immer noch unzureichend beantwortet. Begünstigt wird der wenig<br />

befriedigende Forschungsstand zu diesem Thema zunächst durch die<br />

außenordentliche schwierige Quellenlage: Der Judenmord wurde<br />

von dem nationalsozialistischen Regime unter strengster Geheimhaltung<br />

als „Geheime Reichssache“ in Gang gesetzt. Außerdem haben<br />

die Verantwortlichen weitgehend auf schriftliche Anweisungen und<br />

Befehle verzichtet. Die damals dennoch angefertigten Dokumente<br />

wurden vor dem Untergang des NS-Staates in großem Ausmaß vernichtet.<br />

Auch generalisierende Aussagen über das, was der Bevölkerung<br />

unterhalb der Ebene der Hauptverantwortlichen in Staat und<br />

Partei von dem Genozid bekannt war und wie Hinweise auf den<br />

Judenmord aufgenommen wurden, sind kaum möglich. Walter Laqueur<br />

formulierte deshalb zum Kenntnisstand der Deutschen vor<br />

1945: „Es ist zwar richtig, dass nur eine Handvoll Deutscher alles über<br />

die ,Endlösung’ wusste, aber nur wenige wussten gar nichts.“<br />

Genozid<br />

1941-1945<br />

Seite 69

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