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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Alkoholabhängigkeit<br />

Seite 276<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Dr. H. Scholz, Theodor Boveri Institut für Biowissenschaften, Universität<br />

Würzburg, wurden für das Forschungsvorhaben „Functional<br />

dissection of the serotonergic neurotransmitter system in ethanol<br />

tolerance in Drosophila“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff des Zentralnervensystems,<br />

Neurone in verschiedenen Geweben und im Gehirn sprechen auf<br />

diesen Transmitter an. Das serotonerge System ist ein besonders<br />

effektives Netzwerk des Gehirns. Vom Mittelhirn ausgehend durchziehen<br />

seine Fortsätze alle Hirnbereiche und schütten an ihren Enden<br />

(den serotonergen Präsynapsen) während des gesamten Tages<br />

regelmäßig (drei- bis fünfmal/Sekunde) ihren Botenstoff Serotonin<br />

aus, der die Erregbarkeit der nachgeschalteten Nervenzellen beeinflusst:<br />

Auf diese Weise übt das serotonerge System einen ständig präsenten<br />

global wirksamen „Harmonisierungseffekt“ auf die im ZNS<br />

ablaufenden Informationsprozesse aus. Eine Fehlregulation des<br />

Serotoninspiegels wird mit der Entstehung von Depressionen in<br />

Zusammenhang gebracht. Fehlregulation kann entweder bedeuten,<br />

dass zu wenig Serotonin produziert wird, oder aber, dass produziertes<br />

Serotonin nicht lange genug wirken kann, weil es zu rasch entfernt<br />

und abgebaut wird. Dies geschieht normalerweise durch die<br />

Wirkung des so genannten Serotonintransporters, der freigesetztes<br />

Serotonin wiederaufnimmt, aus dem Extrazellulärraum entfernt und<br />

so dessen Wirksamkeit beendet.<br />

Man weiß seit einiger Zeit, dass es individuelle Unterschiede in Bezug<br />

auf die Dichte an Serotonintransportern gibt. Eine verringerte<br />

Serotonintransporterdichte im Kortex führt zu einer permanent verminderten<br />

Effizienz der Wiederaufnahme des freigesetzten Transmitters.<br />

Die erhöhte Konzentration und längere Verweildauer von<br />

Serotonin im extrazellulären Raum ermöglicht eine längere andauernde<br />

und weiter reichende Interaktion dieses Transmitters mit den<br />

Rezeptoren der nachgeschalteten Zellen.<br />

Bekannt ist überdies, dass es bei Alkoholabhängigkeit zur Entwicklung<br />

einer Ethanoltoleranz kommt, die sowohl auf Veränderungen<br />

des Stoffwechsels als auch auf neuronale Anpassungsprozesse<br />

zurückzuführen ist, wobei die molekularen Details dieser Entwicklung<br />

noch längst nicht geklärt sind. Man hat bei Alkoholabhängigen<br />

eine deutliche Verminderung der verfügbaren Serotonintransporter<br />

im Hirnstamm beobachtet. Damit wird das serotonerge System zu<br />

einem interessanten Gegenstand für die Untersuchung des Zusammenhangs<br />

zwischen Toleranz und Abhängigkeit auf molekularer<br />

Ebene.<br />

Der Serotonintransporter ist, wie man weiß, in der Evolution stark<br />

konserviert, und reguliert auch bei der Taufliege Drosophila melanogaster<br />

die Wirkung des Serotonins. Dr. Scholz konnte zeigen, dass<br />

sich dieser Organismus als genetisches Modell zur Untersuchung der<br />

Rolle des Serotonins bei der Entwicklung der Ethanoltoleranz eignet.<br />

Neben der Analyse der Prozesse auf molekularer Ebene sollen Ver-

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