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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Medizinische<br />

Ethik<br />

1500-1900<br />

Seite 36<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

an. Durch die Berücksichtigung der mit den Namen und ihren Trägern<br />

überlieferten Informationen, der sprach- und kulturräumlichen<br />

und gentilen Herkunft der Namen, der Namen an einem Ort, ihre<br />

Verbreitung innerhalb bestimmter geographischer Räume lassen sich<br />

nicht nur sozial-, kultur- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte der<br />

Namensrezeption und das Verhältnis von Person und Gemeinschaft<br />

erfassen, sondern auch geographische Ausbreitungsgebiete und die<br />

Abhängigkeit von Geographie und Namengebung bestimmen.<br />

Das Projekt „Nomen et Status“ versteht sich im Zusammenhang des<br />

übergreifenden Forschungsvorhabens „Nomen et Gens“ als begleitende<br />

geschichtswissenschaftliche Pilotstudie, die den Quellenwert<br />

fränkisch-karolingischer Personennamen an Hand spezieller Studien<br />

nutzen und erweisen möchte. Gegenstand der Analyse sind zwölf<br />

urbiale und inventarische Texte, die in der Zeit von ca. 700 (Saint-<br />

Martin-de-Tour) bis 892 (Prüm) im Gebiet zwischen Loire und Rhein<br />

und zwischen Südfrankreich und Friesland entstanden.<br />

Die Untersuchung gilt den bäuerlichen Unterschichten. Die als Quellengrundlage<br />

für das Namensmaterial heranzuziehenden Urbare und<br />

Inventare enthalten, nachdem das Polyptychon von St. Germain des<br />

Prés vollständig aufgenommen ist, 15053 Namensnennungen von<br />

Abhängigen, halb- und minderfreien Bauern sowie unfreien Knechten<br />

und Mägden. Eine weitere Besonderheit der urbialen Überlieferungen<br />

stellt die jeweilige Verbindung von Ort- und Personennamen<br />

dar, so dass sie als wirtschaftliche, soziale, politische und<br />

geographische Quellen zu benutzen sind.<br />

Nach dem ersten Förderjahr sind inzwischen sämtliche Namensbelege<br />

aufgenommen und in etwa die Hälfte dieser Einzelbelege zu<br />

einzelnen Personen zusammengeführt. (Weitere Informationen im<br />

Internet: www.zait.uni-bremen.de/nomen_et_status)<br />

Prof. M. Stolberg (Institut für Geschichte der Medizin, Universität<br />

Würzburg) erhält für das Projekt „Wege zu einer Alltagsgeschichte<br />

der medizinischen Ethik: Der Umgang mit Schwerkranken 1500 bis<br />

1900“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Geschichte der medizinischen Ethik hat in den vergangenen Jahren<br />

viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Darin spiegelt sich nicht<br />

zuletzt das Bewusstsein der kulturellen Kontingenz und historischen<br />

Verwurzelung der verschiedenen ethischen Grundpositionen, welche<br />

die gegenwärtigen Ethikdebatten bestimmen. Für die Zeit vor 1900<br />

beschränkt sich die Forschung bisher freilich fast ausschließlich auf<br />

die Analyse gelehrter Schriften vor allem zur ärztlichen Pflichtenlehre.<br />

Der vorwiegend normative, deontologische Charakter des älteren<br />

medizinethischen Schrifttums gibt allerdings kaum Aufschluss darüber,<br />

wie Ärzte und andere Heilkundige früherer Jahrhunderte in<br />

ihrem Alltag tatsächlich mit ethischen Fragen und Wertekonflikten<br />

umgingen. Eine Alltagsgeschichte medizinethischer Praxis ist daher<br />

ein dringendes Desiderat.

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