18.11.2012 Aufrufe

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Prof. H.-P. Ullmann (Historisches Seminar, Universität Köln) erhält<br />

<strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt „Totenerinnerung und Nationsvorstellung<br />

im Kriegerdenkmalbau und -kult der Weimarer Republik“.<br />

Das Projekt untersucht mit dem massenhaften Kriegerdenkmalbau<br />

eines der wichtigsten kulturellen Phänomene der Zwischenkriegszeit.<br />

Dieser wurde bislang ausschließlich von seiner politischen Seite<br />

her betrachtet. Danach trugen die Kriegsdenkmäler durch den „politischen<br />

Totenkult“ (R. Koselleck) einen übersteigerten Nationalismus<br />

in die krisengeschüttelte Gesellschaft der Weimarer Zeit und dienten<br />

als nationale Waffen der gewaltsamen Überwindung der Gegenwart.<br />

So betrachtet kommen die Monumente nur als ein Teil der politischen<br />

Vorgeschichte des Nationalsozialismus in den Blick. Im Unterschied<br />

zur bisherigen Forschung geht es dem Projekt um eine Sozial- und<br />

Kulturgeschichte des Denkmalbaus, die seine intentionale Vielfalt<br />

ebenso einfängt wie nationalistische Prägungen oder religiöse Trauerprozesse<br />

am Totenmal und ästhetische wie pragmatische Absichten<br />

ebenso mit bedenkt. Im Zentrum stehen die sozialen Trägergruppen<br />

des Monumentenbaus, zumal ihre Totenerinnerungen und Nationsvorstellungen,<br />

aber auch die Dynamik der Denkmalsprache und die<br />

öffentliche Wahrnehmung des Denkmalkults. Zwei Fragen leiten die<br />

Untersuchung: Wie mündeten vertane Chancen eines zeitgemäßen<br />

Gefallenengedenkens in den politischen Totenkult? Und auf welche<br />

Weise wurde die Nation im Monument kulturell umgedeutet?<br />

Ziel des Neuansatzes ist es, die vermeintlich „harten“ Kriegerdenkmäler<br />

als Produkte spezifischer Teilkulturen offen zu legen und damit<br />

die vorherrschende These vom politischen Totenkult zu dekonstruieren.<br />

Das setzt allerdings den Wechsel der Untersuchungsperspektive<br />

voraus. Die Errichtung der Totenmale soll in diesem Projekt nicht<br />

weiter von ihrer Wirkungs-, sondern von ihrer Entstehungsgeschichte<br />

her als ein Prozess beschrieben werden, der zwischen sozialen<br />

Akteuren und innerhalb einzelner Phasen durchaus unterschiedlich<br />

verlief. Die Untersuchung der Planungsverläufe wird damit insbesondere<br />

divergierende Totenerinnerungen beleuchtet, während den<br />

Gestaltungs- und Rezeptionsprozessen die Entwicklung nationaler<br />

Dispositionen entnommen werden soll.<br />

Für das Projekt „Dienst am ‚Volkskörper’ – der Arzt als Gesellschaftsanalytiker.<br />

Zum Wandel des Selbstverständnisses deutscher und französischer<br />

Ärzte im Ersten Weltkrieg: Kriegswahrnehmung und Strategien<br />

zur Kompetenzerweiterung einer Profession“ stellte die <strong>Stiftung</strong><br />

Prof. D. Langewiesche (Historisches Seminar, Abteilung für Neuere<br />

Geschichte, Universität Tübingen) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Mit fortschreitender Professionalisierung trat die ärztliche Tätigkeit<br />

zunehmend aus dem privaten Arzt-Patienten-Verhältnis in den<br />

öffentlichen Raum. Welche Bedeutung dabei dem Ersten Weltkrieg<br />

zukam, soll in diesem Projekt vergleichend für Deutschland und<br />

Frankreich erforscht werden. Unter den Kriegsbedingungen erweiterte<br />

sich der Kompetenzbereich, den Ärzte für sich beanspruchten,<br />

Kriegerdenkmalbau<br />

Weimarer<br />

Republik<br />

Ärzte<br />

Erster<br />

Weltkrieg<br />

Seite 57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!