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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Temporallappen-<br />

Epilepsie<br />

Seite 254<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

gänzend soll mit elektrophysiologischen Methoden nach Funktionsabweichungen<br />

in den Gehirnzellen in Abhängigkeit vom Lebensalter<br />

gesucht werden.<br />

Der zweite Teil des Projekts gilt dem Wirkungsmechanismus der<br />

Gendefekte. Mit verschiedenen molekularbiologischen und elektrophysiologischen<br />

Methoden soll an Zellkulturen geklärt werden, wie<br />

sich Mutationen in verschiedenen Abschnitten der beiden Proteine<br />

auf die Durchlässigkeit der Membran für Kaliumionen und die Funktionsfähigkeit<br />

der Zellen auswirken.<br />

Dr. D. Böhm, Institut für Humangenetik, Universität Göttingen, erhält<br />

Fördermittel für das Projekt „Isolierung von differentiell exprimierten<br />

Faktoren im axonal reorganisierten Hippocampus einer PLC-b1-defizienten<br />

Mausmutante und Analyse ihrer Bedeutung hinsichtlich der<br />

Pathogenese der humanen Temporallappen-Epilepsie (TLE)“.<br />

Das heterogene Krankheitsbild der Epilepsie kann durch Funktionsstörungen<br />

im Gehirn oder durch genetische Faktoren ausgelöst werden.<br />

Es ist durch wiederholte zerebral ausgelöste Anfälle gekennzeichnet,<br />

bei denen es unter anderem zu Bewusstseinstrübungen,<br />

Krämpfen, Zuckungen, abnormen Sinnesempfindungen und Halluzinationen<br />

kommen kann. Ursachen hierfür ist ein ungewöhnlich<br />

starkes Feuern von Nervenzellengruppen im Gehirn. Diese exzessiven<br />

neuronalen Entladungen können fokal – das heißt, in einem<br />

umschriebenen Gehirnareal – auftreten und sich dann ausbreiten,<br />

oder gleich generalisiert erfolgen. Am häufigsten ist die fokale Schläfen-<br />

oder Temporallappen-Epilepsie (TLE), die zu 90 bis 95 Prozent<br />

von den im Schläfenlappen liegenden Hirnstrukturen Hippocampus<br />

oder Amygdala ausgeht (mediale TLE).<br />

Dr. Böhm hat mit einer Mausmutante, die keine Phospholipase-b1<br />

(PLC-b1) besitzt, ein Tiermodell entwickelt, an dem Faktoren, die für<br />

die Ausbildung der TLE eine Rolle spielen, analysiert werden können,<br />

ohne dass die Krankheit erst experimentell ausgelöst werden<br />

muss. Das Enzym Phospholipase-b1 wird überwiegend im Hippocampus,<br />

einem Teil der Großhirnrinde, exprimiert. Fehlt das Enzym,<br />

kommt es im Hippocampus der Maus zu denselben morphologischen<br />

Veränderungen, die man auch bei TLE-Patienten findet.<br />

In dem ersten Jahr der Förderung wurden bereits mehrere Faktoren<br />

isoliert, die für die Pathogense der TLE, d.h. für das Aufwachsen von<br />

Axonen und die Neubildung von Synapsen verantwortlich sein können.<br />

Dazu wurde eine Methode verwendet, die es ermöglicht, in dem<br />

pathologischen Gewebe der Mausmutante veränderte Gen-Aktivitäten<br />

zu detektieren, die ursächlich für die Pathogenese der TLE, oder<br />

wenigstens in die Ausbildung des Krankheitsbildes involviert sind.<br />

Zurzeit werden diese Faktoren überprüft und auf ihre mögliche Bedeutung<br />

bezüglich der Fragestellung analysiert.

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