18.11.2012 Aufrufe

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

Inschriften nach Lexemen und Stämmen geordnet mit Stellenangaben,<br />

sinnvollen Sätzen bzw. Satzausschnitten und Glossar (deutsch,<br />

englisch) in Form einer klassischen Konkordanz zur Verfügung zu<br />

stellen. Dabei werden sowohl die wichtigsten Deutungsvarianten<br />

berücksichtigt als auch alle Eigennamen (z.B. Orts-, Personen- und<br />

Gottesnamen) erfasst.<br />

Für eine Edition mandäischer Handschriften erhält Prof. R. Voigt<br />

(Seminar für Semitistik und Arabistik, Freie Universität Berlin) Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong>. Bearbeiter ist Dr. B. Burtea.<br />

Die Mandäer sind die einzige noch bestehende gnostische Religionsgemeinschaft.<br />

Ihre heute noch ca. 15.000 Anhänger lebten bis vor den<br />

Golfkriegen an den Flüssen des südlichen Irak (vor allem an Euphrat<br />

und Tigris) und im südwestlichen Iran und sind heute, nachdem gerade<br />

diese Regionen von den Kriegen schwer getroffen wurden, weitgehend<br />

in die Diaspora verstreut – deshalb besteht die Gefahr, dass<br />

ihre mündliche und schriftliche Tradition verloren geht. Dabei ist gerade<br />

sie für mehrere akademische Disziplinen von hohem Interesse:<br />

für die Semitistik, weil die mandäische Sprache als südöstlichster<br />

aramäischer Dialekt mit der Sprache des babylonischen Talmuds am<br />

engsten verwandt ist und zudem als einziger Dialekt keine griechischen<br />

Einflüsse in Lexik und Syntax aufweist; für die Religionswissenschaft,<br />

weil die Mandäer nicht nur die letzte gnostische, sondern<br />

zudem eine exemplarisch ritualistische Religionsgemeinschaft sind,<br />

und für die Theologie, weil mandäische Quellen auffällige und<br />

erklärungsbedürftige Ähnlichkeiten und Verbindungen zum Neuen<br />

Testament enthalten.<br />

Die mandäische Literatur ist allein religiöser Natur und besteht aus<br />

kultischen Texten, Kommentaren, Legenden, theologisch-mythologischen<br />

Traktaten, Priesterspekulationen, Lehrunterweisungen und<br />

Zaubertexten, in denen vorislamisches mesopotamisches Gedankengut<br />

bewahrt wird. Erste wichtige Editionen dieser Schriften erfolgten<br />

in den 50er und 60er Jahren, ausgehend vom Institut für Semitistik<br />

und Arabistik der Freien Universität Berlin, das damals – unter<br />

R. Macuch – für mehrere Jahrzehnte eines der weltweit wichtigsten<br />

Zentren mandäischer Forschung war. Nach dessen Tod wurde einzig<br />

die Editionsarbeit mandäischer Handschriften weitergeführt. Prof.<br />

Voigt bemüht sich seit Jahren, in Forschung und Lehre die große Berliner<br />

Tradition mandäischer Studien wiederzubeleben.<br />

So plant er in dem vorgeschlagenen Projekt die erstmalige Herausgabe<br />

zweier wichtiger Handschriften aus der weltweit umfangreichsten<br />

mandäistischen Sammlung, der Drower Collection der Bodleian<br />

Library Oxford, mit begleitender Übersetzung und begleitendem<br />

Kommentar. Es handelt sich dabei um:<br />

– Zihrun Raza Kasia: „Zihrun, das verborgene Geheimnis“ und<br />

– Zrazta d-Hibil Ziua: „Das Amulett des Glanz-Abel“.<br />

Mandäische<br />

Handschriften<br />

Seite 19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!