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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Seite 206<br />

lich doch auch die so genannten „materiellen“ Strategien zur Bewältigung<br />

des Todes symbolischen Charakter.<br />

– Ganz besondere Anforderungen ergeben sich aus dieser Konstellation<br />

für die Kunst. Unter dem Vorzeichen von Religion als gesellschaftlichem<br />

Leitdiskurs hatte sie in kultischen und rituellen<br />

Zusammenhängen ihren Platz. Ihre Funktion bestand darin, die<br />

Alltagswirklichkeit zu transzendieren und die hinter den Dingen<br />

liegende transzendente Dimension zu versinnbildlichen. Mit dem<br />

Niedergang ihres ursprünglichen metaphysischen Bezugsrahmens<br />

verliert die Kunst diese Stellung zwar, aber die bewahrt das<br />

ihr eigentümliche Potential der Alterität; das heißt die Fähigkeit,<br />

das der Wirklichkeit gegenüber andere in der und durch die ästhetische<br />

Gestaltung symbolisch sichtbar werden zu lassen. Nicht<br />

zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Wissenschaft sich jedes<br />

Bezugs auf die Transzendenz enthält, wächst der Kunst neue<br />

Bedeutung zu.<br />

Ausgehend vom Traditionsbruch der Moderne und der damit verbundenen<br />

Säkularisierung der modernen Gesellschaft, in deren<br />

Folge der Tod aus der Öffentlichkeit verschwand, verdrängt und<br />

tabuisiert wurde, die Religion aufhörte, der alle Bereiche und Aspekte<br />

umfassende Leitdiskurs der Gesellschaft zu sein, und die Wissenschaft<br />

die Religion in dieser Funktion ablöste, sollen Fragenkomplexe<br />

nach dem Verhältnis von Tod und Wissenschaft, Recht/<br />

Rechtssystem, Politik, Religion/Theologie, Kultur/Kulte und Rituale,<br />

Lebensstil/Ästhetik thematisiert werden.<br />

Ein erstes internationales und interdisziplinäres Kolloquium im Rahmen<br />

des Projektes fand im Juni 2004 am Institut für die Wissenschaften<br />

vom Menschen, Wien, statt.<br />

Ethnologie<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Die Ethnologie, entstanden als Wissenschaft „fremder“, d.h. nichtwestlicher<br />

Kulturen, ist zu einer Sozialwissenschaft geworden, die<br />

prinzipiell alle Gesellschaften analysiert und daher dem umfassenden<br />

Kulturvergleich in der Gegenwart besondere Chancen eröffnet.<br />

Wie in der Geschichte setzt sich heute auch in der Ethnologie das Bewusstsein<br />

von der Pluralität der Moderne immer stärker durch. Im<br />

Bereich der Ethnologie möchte die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> – ohne<br />

Hervorhebung einer bestimmten Region – insbesondere kulturvergleichende<br />

Studien fördern, die im Zeitalter der Globalisierung<br />

unser Bewusstsein dafür schärfen, dass im Leben der Menschen und<br />

Völker die Einbettung in lokale Kontexte des Lebens und Arbeitens<br />

keineswegs an Bedeutung verloren hat. Zugleich möchte sie durch<br />

die von ihr geförderten Projekte deutlich machen, dass Interdependenzen,<br />

die Gesellschaften und Kulturen übergreifen, immer stärker<br />

unser Leben bestimmen. Die <strong>Stiftung</strong> fördert dabei Projekte, die sich

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