31.12.2012 Aufrufe

Migrationsleitfaden Version 3.0

Migrationsleitfaden Version 3.0

Migrationsleitfaden Version 3.0

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zum einen entstehen neue Technologien, neue Verwendungsweisen von Technologien<br />

und neue Nutzungsmuster, die in innovative Lösungen münden. 11 Die meisten dieser<br />

Nutzungsmuster sind kollaborativ und erobern sich ― beispielsweise in Gestalt von<br />

Wikis ― ihren Platz im Werkzeug-Repertoire auch großer und traditionsreicher Organisationen.<br />

Die andere Entwicklung ist der grundlegende Wandel im Selbstverständnis der öffentlichen<br />

Verwaltung, der durch den Begriff E-Gouvernement beschrieben wird, und der unter<br />

anderem darauf abzielt, Prozesseffizienz und Kundenorientierung maßgeblich durch<br />

Prozessautomatisierung zu steigern.<br />

Aus beiden Entwicklungen zusammen ergibt sich die neue Leitfrage, die Migrationsentscheidungen<br />

künftig immer stärker prägen wird: Ist eine Migration innerhalb der<br />

Lösungsgattung überhaupt der richtige Schritt? Sind die fraglichen Lösungen und ihre<br />

Anwendung gemessen am Markt der Lösungen und an den Zielen des IT-Einsatzes<br />

überhaupt noch auf der Höhe der Zeit?<br />

Zur Illustration dieser Überlegung können Textverarbeitungs-Anwendungen dienen. Sie<br />

wurden in einer Behörde beispielsweise in den späten 80er Jahren eingeführt und seither<br />

von Produkt-Generation zu Produkt-Generation migriert, verbunden mit einem stetigen<br />

Anwachsen des Leistungsvermögens. Damit einher ging die Entwicklung der (proprietären)<br />

Dateiformate, und aus deren Verbreitung ergab sich ursächlich die Notwendigkeit<br />

zur Migration.<br />

Ein tieferer Blick auf den tatsächlichen Gebrauch dieser Anwendungen dürfte in vielen<br />

Fällen zwei Einsichten gewähren:<br />

Erstens sind die Leistungsmerkmale der Anwendungen, die heute tatsächlich regelmäßig<br />

genutzt werden, immer noch dieselben wie in den 80er Jahren, und dort, wo weitere<br />

eingesetzt werden, stiften sie wenig Nutzen, aber viele Interoperabilitäts- und Migrationsprobleme.<br />

Zweitens orientieren sich die Prozesse, die mithilfe dieser Anwendungen ausgeführt<br />

werden, immer noch an ihren papierbasierten Vorbildern. Das ist nicht verwunderlich,<br />

gerade im Fall von Textverarbeitungen. Historisch verstehen sie sich schließlich als<br />

elektronifizierte Schreibmaschine und ihr unreflektierter Gebrauch führt zu (streckenweise)<br />

elektronifizierten Papierprozessen. Das Optimierungs- und<br />

Automatisierungspotenzial der Prozesse bleibt auf diese Weise unerschlossen.<br />

Die Frage nach der Optimierbarkeit des Portfolios von IT-Lösungen und ihres Einsatzes<br />

wird sich künftig immer intensiver stellen, ausgelöst vielleicht durch Migrationszwänge.<br />

Beantwortet werden muss sie jedoch im Vorfeld der Migrationsentscheidung. Eine<br />

solche Optimierungsentscheidung könnte sein, nicht mehr (oder nicht nur) einen<br />

existierenden Dateidienst aufzurüsten, da dieser ohnehin nur dazu verwendet wird, elektronifizierte<br />

Papierprozesse zu unterstützen. Stattdessen (oder ergänzend) sollen Kollaborationslösungen,<br />

Dokumentenmanagement- oder sogar Workflow-Systeme eingeführt<br />

werden.<br />

11 Viele dieser Entwicklungen werden häufig unter dem Stichwort „Web 2.0" zusammenge-<br />

fasst.<br />

Seite 22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!