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antragsbuch_2015

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Jusos in der SPD<br />

Bundeskongress, 27.-29.11.<strong>2015</strong><br />

E 2<br />

Titel<br />

Antragsteller<br />

Am Stammtisch angekommen – Eine Kritik der<br />

sozialdemokratischen Europapolitik<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Zur Weiterleitung an<br />

angenommen mit Änderungen angenommen abgelehnt<br />

Am Stammtisch angekommen – Eine Kritik der<br />

sozialdemokratischen Europapolitik<br />

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Ein Kampf um die demokratische Leitkultur in Europa<br />

Die Bedeutung des europäischen Friedensprojektes zu betonen, ist eine gängige Formel<br />

politischer Diskurse. Sowohl Mitglieder der konservativen Parteien als auch Vertreter*innen der<br />

politisch-gesellschaftlichen Linken sind darum bemüht, ihre Politikentwürfe in einen Kontext<br />

einzubetten, der es ihnen erlaubt, ihre Vorstellungen als Mittel zur Sicherung dieses<br />

außergewöhnlichen Projektes darzustellen. Die europäische Idee dient selbst für solche<br />

ideologischen Argumentationslinien als legitimationsstiftende Quelle, die in der Praxis<br />

politischen Handelns offenbaren, dass sie eben jener Idee abträglich sind, ihr gar schaden.<br />

Die Rede ist von der Hegemonie neoklassischer Wirtschafts- und Gesellschaftskonzepte. Trotz<br />

eines kurzen Zwischenspiels keynesianischer Vorstellungen nach Ausbruch der internationalen<br />

Finanzkrise und der sich in Wissenschaft und Öffentlichkeit verbreitenden Kritik am Siegeszug<br />

des Neoliberalismus seit dem Strukturbruch der 1970er Jahre bestimmen nach wie vor Dogmen<br />

das politische Treiben in der Europäischen Union, die die gegenwärtige Krise als eine Folge<br />

übermäßiger Regierungsausgaben verstanden wissen wollen. Als politische Antwort auf diese<br />

Deutung, die Ursache und Folge der globalen Banken- und Finanzkrise bewusst verwechselt,<br />

etablierten sowohl konservative als auch sozialdemokratische Regierungen ein europäisches<br />

Austeritätsregime, dessen Fokus bis heute auf der Konsolidierung der Staatsfinanzen zur<br />

Ankurblung des Wirtschaftswachstums liegt.<br />

Dabei wurde vor allem Bezug auf die Studie „Growth in a Time of Debt“ von Carmen Reinhard<br />

und Kenneth Rogoff aus dem Jahr 2010 genommen. In diesem von Wissenschaft und Politik<br />

viel diskutierten Papier wird die These aufgestellt, dass sich ab einer Verschuldung in Höhe von<br />

90%, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, zusätzliche Verschuldung negativ auf das<br />

Wirtschaftswachstum auswirke. Nachdem die Studie aufgrund von falschen Berechnungen und<br />

dem systematischen Auslassen relevanter Daten kritisiert wurde, sagen führende<br />

Wirtschaftswissenschaftler*innen wie etwa Paul Krugman, dass es eine solche Grenze der<br />

Staatsverschuldung schlicht und einfach nicht gibt und dieses Märchen ausschließlich von<br />

Befürworter*innen der Austeritätspolitik am Leben gehalten wird.<br />

Der Misserfolg und die katastrophalen Folgen dieser von der Bundesrepublik maßgeblich<br />

bestimmten Politik, die sich eines einfachen, moralisierenden Narratives bedient („Schulden<br />

können nicht die Lösung für Schulden sein“), zeichnen sich heute in keinem Land so deutlich ab<br />

wie in Griechenland. So sind nicht nur die Schulden Griechenlands trotz massiver Kürzungen im<br />

Staatshaushalt relativ zum BIP (von 106 Prozent im Jahr 2007 auf 170 Prozent in 2012) sowie<br />

auch total gestiegen, was unter anderem auch am massiven Einbruch der Wirtschaft und des<br />

geschrumpften BIPs liegt, auch die gesellschaftlichen Implikationen des immer enger zu<br />

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