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antragsbuch_2015

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kriminalisiert. Wir erkennen die Absicht hinter dieser konservativen Theorie und fallen nicht auf<br />

sie herein.<br />

Aktuelle Lage<br />

Seit der globalen Finanzkrise, die Ende des vergangenen Jahrzehnts begonnen hat, keimen<br />

überall auf der Welt Krisenherde auf, oft einhergehend mit dem Erstarken von reaktionären und<br />

menschenfeindlichen Einstellungen. Während islamistische Gruppen, oft mit faschistischer<br />

Ideologie vereint, im Nahen Osten an Einfluss gewinnen, fällt mitten in Europa die Ukraine in<br />

einen Bürger*innenkrieg, bei dem auf beiden Seiten vor allem fortschrittliche Kräfte zu leiden<br />

haben. In vielen europäischen Ländern gewinnen neofaschistische, rechtspopulistische und<br />

europakritische Parteien an Zuspruch, in einigen Ländern sitzen sie in der Regierung oder<br />

stellen die größte Oppositionspartei.<br />

Geflüchteten Menschen begegnet in Europa Hass und Ablehnung. Schon von offizieller Seite,<br />

bei dem Versuch der Einreise durch die Mauern der Festung Europa, als auch in Form von<br />

stiller oder offen ausgetragener Ablehnung durch die Bevölkerung in der neuen Heimat. Die<br />

Angriffe auf Geflüchtete Menschen und ihre Unterkünfte sind in Deutschland in der letzten Zeit<br />

dramatisch angestiegen. Erinnerungen an die Pogrome von Rostock-Lichtenhagen und<br />

Hoyerswerda werden wach. Der NSU hat jahrelang unter den Augen des Verfassungsschutzes<br />

gemordet. Neonazis organisieren sich neu und finden mit ihren teilweise subtilen Parolen<br />

Anklang in der Bevölkerung. Diese Gewalt erfüllt uns mit Sorge und Wut.<br />

In Deutschland ist mit der AfD eine rechtspopulistische Partei rechts der CSU aufgetaucht und<br />

verbucht Erfolge. Auch wenn sich diese Partei kürzlich gespalten hat, wird dieses Phänomen<br />

nicht einfach so wieder von der Bildfläche verschwinden. Die PEGIDA- und andere<br />

Demonstrationen haben mit rassistischen Parolen zehntausende auf die Straße gebracht und<br />

weit hinein ins bürgerliche Spektrum mobilisiert. Es ist unverkennbar, dass sich<br />

menschenverachtende Einstellungen immer offener äußern und zu Gewalt führen. Diese<br />

Menschen haben kein Vertrauen in die Politik, sondern wähnen sich im Gegenteil einer<br />

machtgeilen Polit-Elite gegenüber, die ihnen nur Schlechtestes will. Fakten gegenüber zeigen<br />

sie sich resistent oder gleichgültig, in sozialen Netzwerken verbreiten sie aus dem Kontext<br />

gerissene oder schlichtweg erfundene Nachrichten. Wissenschaftliche und journalistische Arbeit<br />

wird als „Lügenpresse“ oder „Systempropaganda“ diskreditiert und mit abstrusen Statistiken<br />

wird auf wirren Webseiten gekontert. Pseudowissenschaftliche Bestseller wie von Thilo Sarrazin<br />

bilden schlussendlich das Fundament für diese Weltbilder. Wir müssen gemeinsam mit unseren<br />

Bündnispartner*innen Antworten auf diese neuen Herausforderungen finden. Die im Bundestag<br />

vertretenen Parteien, auch die SPD, reagieren bisher oft falsch auf diese Entwicklung. Statt<br />

Lösungen aufzuzeigen und Rassismus zu entlarven, wird das Asylrecht verschärft und damit Öl<br />

in das Feuer der Hetze gegossen. Gerade die SPD muss hier standhaft sein und sich nicht in<br />

die populistische Reaktion einreihen. Insbesondere die neue Stufe der widerwärtigen Hetze der<br />

CSU gegen Geflüchtete lässt uns zu dem Schluss kommen: Die SPD darf mit keiner dieser<br />

rechten Kräfte in irgendeiner Form zusammenarbeiten.<br />

Die AfD ist aber nicht nur im Umfeld von PEGIDA aktiv, sondern findet sich vereinzelt auch bei<br />

verschiedenen Gruppen aus dem rechtsradikalen Spektrum, wie den sogenannten „Hooligans<br />

gegen Salafisten“ (HoGeSa), bei christlichen Fundamentalist*innen und<br />

Abtreibungsgegner*innen, in Burschenschaften, aber auch bei obskuren Querfront-<br />

Mahnwachen und Verschwörungsideolog*innen. Dort finden sich neben den<br />

Rechtspopulist*innen auch versprengte Mitglieder der Linkspartei und anderer linker<br />

Splitterparteien, Neonazis, Mitglieder der Friedensbewegung, Reichsbürger*innen und komplett<br />

lächerliche, aber nicht ungefährliche Verschwörungsideolog*innen. Auf diesen Kundgebungen<br />

wird angeblich Systemkritik geübt, indem die Schuld für die Auswüchse des Kapitalismus<br />

(jüdischen) Bankern in die Schuhe geschoben wird. Die Kritik an der jüdischen Bankiers Familie<br />

Rothschild oder dem Staat Israel als Projektionsfläche für den Hass ist schlechte Tarnung für<br />

diesen Antisemitismus. All diesen Erscheinungsformen von menschenfeindlichen Einstellungen<br />

erteilen wir eine klare Absage.<br />

Dass reaktionäre Tendenzen gerade in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise erstarken, ist kein<br />

Wunder. Die Ellbogen-Mentalität, die dem Wettbewerbsgedanken des Kapitalismus innewohnt,<br />

wird in diesen Zeiten verschärft. Soziale Ungleichheit tritt krasser zutage und die Menschen<br />

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