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antragsbuch_2015

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formuliert werden. Alle außenhandelspolitischen Maßnahmen müssen deswegen auf die<br />

entwicklungspolitischen Folgen überprüft werden.<br />

3. Wir fordern eine europäische Agrar- und Handelspolitik, die Entwicklungsländern eine<br />

realistische Chance auf einen eigenen funktionierenden Agrarsektor bietet und damit sowohl die<br />

Versorgungssicherheit im jeweiligen Land sicher stellt, als auch die Möglichkeit schafft,<br />

effektiven wirtschaftlichen Nutzen für die eigene Volkswirtschaft zu ziehen.<br />

4. Die EU muss sicherstellen, dass alle Mitgliedstaaten eine gemeinsame Strategie für die<br />

europäische Entwicklungszusammenarbeit entwickeln und gemeinsam umsetzen. Dafür muss<br />

die EU für eine einschlägige Verbesserung in der Koordination der<br />

Entwicklungszusammenarbeit eintreten.<br />

5. Um der EU- Entwicklungspolitik eine größere Relevanz zuteilwerden zu lassen, muss für<br />

die derzeitig in der Außen- und Sicherheitspolitik eingebettete Entwicklungspolitik ein<br />

eigenständiger Politikbereich geschaffen werden.<br />

Eine koordinierte europäische "Entwicklungszusammenarbeit" ist für uns nur ein Zwischenschritt<br />

zu einer transnationalen und weniger von nationalstaatlichen Interessen beeinflussten globalen<br />

Gerechtigkeitspolitik. Schlussendlich müssen Staaten wie die Bundesrepublik finanzielle Mittel<br />

bereitstellen, über die sie die Entscheidungsgewalt abgeben und an zu schaffende<br />

demokratischen Strukturen der Betroffenen übergeben. Diese Politik kann nur dann erfolgreich<br />

sein, wenn sie sich nicht als Politik zwischen einzelnen Ländern versteht. Die Probleme des<br />

globalen Südens werden nicht nur dort gelöst, sondern im wirklich globalen Maßstab. Deshalb<br />

kämpfen wir für einen Paradigmenwechsel – für einen sozialistischen, nicht einen<br />

kapitalistischen.<br />

Für die Neuordnung des globalen Finanzmarktes und Währungssystems<br />

Die Ordnung des globalen Handels ist nur eine Seite der Medaille. Ihr direktes Gegenstück sind<br />

die Devisen-, Kredit- und Kapitalmärkte. Diese Seite wird zu selten beleuchtet, ist aber<br />

spätestens seit den 1980er Jahren ein zur Handelspolitik gleichwertiger Einfluss auf den<br />

globalen Kapitalismus. Nicht selten ist die Voraussetzung für “Hilfen” und “Zusammenarbeit”,<br />

dass ein Land sich den Finanzmärkten öffnen soll.<br />

Direkt mit dem Handel verknüpft sind Spekulationen mit den Rohstoffen aus den Ländern des<br />

globalen Südens. Durch exzessive Preisschwankungen kommt es zu Fehlinvestitionen und Not.<br />

Ab deutlichsten wird dies im Falle von Nahrungsmittelspekulation, da die Nahrungsmittel sowohl<br />

zur direkten Versorgung der Bevölkerung als auch als Einkommensquelle fungieren. Gerade<br />

letzteres gilt jedoch auch für eine Reihe weiterer Rohstoffe und Agrarprodukte und darf nicht<br />

allein auf Nahrungsmittel reduziert werden.<br />

Die Abhängigkeit des globalen Südens ist auch durch die Unfähigkeit begründet, in eigener<br />

Währung Kredite aufzunehmen und deshalb oft Devisenspekulationen hilflos ausgeliefert zu<br />

sein. Selbst moderate Auslandsschulden sind durch diese Staaten dann nichtmehr zu tragen,<br />

wenn ihre Währung in Folge einer Panik oder weltwirtschaftlichen Krise rasant abwertet. Eine<br />

Vielzahl von Krisen wurden durch solch eine Entwicklung ausgelöst oder zumindest<br />

entscheidend beschleunigt und traf auch vergleichsweise große Staaten: Mexiko, Süd-Ost-<br />

Asien, Argentinien, Russland und auch die Eurokrise kann so gedeutet werden. Die globale<br />

Finanzkrise hat ab 2007 auch viele afrikanische Staaten nach fast einem Jahrzehnt allgemein<br />

positiverer ökonomischer Entwicklung in große Schwierigkeiten gebracht. Schätzungen gehen<br />

von einem Zuwachs der Armut, gemessen an der 1,25$-Marke, von mehr als zehn Millionen<br />

Menschen gegenüber der Entwicklung ohne Krise aus. Transmissionsmechanismen sind im<br />

Zusammenspiel aus Agrarspekulationen, dem Anstieg des Ölpreises und in direkten<br />

Auswirkungen der Finanzkrise zu finden. Durch Abwertung der Währung wurden importierte<br />

Inputs für den Agrarsektor (v.a. Dünger und Öl) so teuer, dass oft selbst die Bauern unter der<br />

Entwicklung leiden mussten und an höheren Preisen für ihre Produkte nicht verdienen konnten.<br />

Durch sich verschlechternde Staatseinnahmen und der höheren Last des Schuldendienstes<br />

wurden staatliche Maßnahmen massiv eingeschränkt und somit dürften die Ärmsten der Welt<br />

die Hauptlast in diesen Staaten getragen haben. Nicht nur der staatliche Schuldendienst wurde<br />

teurer, auch die Privatwirtschaft ist häufig auf Kredite in Fremdwährungen angewiesen, deren<br />

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