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antragsbuch_2015

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Jusos in der SPD<br />

Bundeskongress, 27.-29.11.<strong>2015</strong><br />

F 10<br />

Titel<br />

Antragsteller<br />

Zur Weiterleitung an<br />

Völkermord an den Herero und Nama<br />

vollständig aufarbeiten<br />

Thüringen<br />

Bundeskongress Jusos <strong>2015</strong><br />

angenommen mit Änderungen angenommen abgelehnt<br />

Völkermord an den Herero und Nama vollständig aufarbeiten<br />

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Völkermord an den Herero und Nama vollständig aufarbeiten<br />

Die Jusos Thüringen setzen sich für eine vollständige Aufarbeitung des Völkermords während<br />

der deutschen Kolonialherrschaft an den Herero und Nama im heutigen Namibia ein und fordern<br />

eine lückenlose Aufklärung der Ereignisse von 1904 bis 1908. Des Weiteren fordern wir die<br />

Rückführung aller sich in deutscher Hand befindlichen Totenschädel, die Anerkennung der<br />

Notwendigkeit von Reparationszahlungen sowie eine verpflichtende Auseinandersetzung mit<br />

dem Genozid im Geschichtsunterricht an den Schulen.<br />

Das deutsche Kaiserreich war keine Friedensmacht. Kolonialgebiete wurden militärisch erobert<br />

und Widerstände der autochthonen Bevölkerung wurden mit militärischer Gewalt<br />

niedergeschlagen. Höhepunkt des antikolonialen Widerstandes waren die<br />

Auseinandersetzungen der Herero und Nama mit den Kolonialherrscher*innen in „Deusch-<br />

Südwest-Afrika“. Seit 1884 etablierte sich das Deutsche Reich als Kolonialmacht in<br />

Südwestafrika und perfektionierte ein System der Abhängigkeit, dass dem mittelalterlichen<br />

Feudalsystem mit seinem Schutz- und Treueverhältnis gleichkam. Deutsche Militäreliten<br />

zwangen afrikanische Großleute zur Kollaboration und nötigten Tausende aus der autonomen<br />

Rinderzucht in abhängige Lohnarbeit mit Deutschen. Ziel der Kolonialherrschaft war die<br />

Errichtung eines auf Ordnung basierenden Musterstaates auf rassistischer Grundlage. Betrug<br />

und Misshandlung von Afrikanerinnen und Afrikanern wurde nicht aufgeklärt oder verurteilt, ein<br />

Schutz vor dem systeminhärenten Rassismus war nicht möglich; vielmehr lud das System zu<br />

übergriffigem Verhalten ein.<br />

Am 12. Januar 1904 kam es zum Widerstand durch die Herero, welcher mit<br />

menschenverachtender Härte durch das deutsche Militär niedergeschlagen wurde. So riegelten<br />

Schutztruppen die Omaheke-Wüste ab, in welche ca. 60.000 Herero geflohen waren, und ließen<br />

die Wasserstellen besetzen. Fliehende sollten durch einen klar angeordneten “Schießbefehl“<br />

vernichtet werden. Berichte über das Vorgehen der deutschen Kolonialherrscher*innen führten<br />

bei den Nama zu einem Guerillakrieg, welcher vier Jahre andauern sollte. Um den Rückhalt aus<br />

der Bevölkerung für diesen Krieg zu schwächen, wurden tausende Herero und Nama in<br />

Konzentrationslager/Kriegsgefangenenlager, deportiert, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten<br />

und auf ihr Leben in der rassistischen Utopie der deutschen Eliten vorbereitet werden sollten.<br />

Bis heute büßen die Herero und die Nama für den Widerstand gegen die deutsche<br />

Kolonialmacht. Sie sind in der Bevölkerung Namibias sozial wie auch zahlenmäßig<br />

marginalisiert. Ferner lagern in deutschen Museen und Universitäten weiterhin menschliche<br />

Überreste aus Namibia, welche während des Genozids zu rassenanthropologischen<br />

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