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antragsbuch_2015

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Regelung außer Kraft gesetzt werden muss. Die gegenwärtig in der ganzen Bundesrepublik<br />

geltende Residenzpflicht ist eine Gängelung der Betroffenen; sie bedient Klischees von<br />

kriminellen Flüchtlingen und gehört daher schnellstmöglich abgeschafft. Bei den Flüchtlingen<br />

handelt es sich um Menschen und nicht um Gefangene, Kriminelle oder Tiere, die es in einem<br />

bestimmten Bezirk festzuhalten gilt. Flüchtlinge sind Menschen. Nordrhein-Westfalen hat die<br />

Residenzpflicht gelockert und Asylbewerber*innen somit ein größeres Maß an Freiheit<br />

eingeräumt. Trotzdem ist eine weitere Lockerung bzw. vollständige Abschaffung der<br />

Residenzpflicht notwendig um ein würdigeres und freiheitliches Leben für Flüchtlinge zu<br />

ermöglichen. Die Rechte und Pflichten der Asylbewerber*innen, die im<br />

Asylbewerberleistungsgesetz von 1993 festgelegt wurden, sind häufig völlig unmenschlich und<br />

widersprechen jedem Anspruch, Asylbewerber*innen, Geduldeten und ausreisepflichtigen<br />

Ausländer*innen ein würdevolles Leben in der Bundesrepublik zu ermöglichen. Insofern gilt es,<br />

neben mehr Menschlichkeit an der Außengrenzen der EU auch mehr Menschlichkeit in der<br />

Bundesrepublik beim Umgang mit Asylbewerber*innen zu zeigen.<br />

Darüber hinaus ist es notwendig Asylbewerber*innen und Geduldeten die Möglichkeit zu geben,<br />

während ihres Aufenthalts in Deutschland zu arbeiten. Das Asylbewerberleistungsgesetz sieht<br />

zwar vor, dass Asylbewerber*innen nach 3 Monaten arbeiten dürfen, allerdings zu Konditionen,<br />

die absolut menschenunwürdig sind! So dürfen Asylbewerber*innen laut diesem Gesetz<br />

maximal 1,05€ pro Stunde verdienen. Jeder andere Arbeitnehmer hat dagegen in der<br />

Bundesrepublik Anspruch auf mindestens 8,50€ Entlohnung pro Stunde. Eine solche<br />

menschenunwürdige Ungleichbehandlung von Asylbewerber*innen als Menschen zweiter<br />

Klasse gehört unverzüglich abgeschafft! Auch nach den drei Monaten, während der Dauer der<br />

Asylbewerbungsphase, müssen Ungleichbehandlungen von Flüchtlingen gegenüber den<br />

deutschen Staatsbürger*innen beseitigt werden. Wir fordern daher die Vorrangsprüfung bei der<br />

Jobvergabe abzuschaffen. Der Wunsch, einer Arbeit nachzugehen, darf nicht von einem<br />

überholten Deutsch-nicht-deutsch-Denken konterkariert werden. Die Arbeitsplatzvergabe sollte<br />

daher an die Motivation und Qualifikation der Person gekoppelt sein und nicht an den<br />

vorläufigen Aufenthaltsrechten hängen. Auch die Erwerbsarbeit stellt einen integrativen Faktor<br />

für Flüchtlinge dar. Wir fordern die leichtere Anerkennung von ausländischen Bildungs- und<br />

Berufsabschlüssen (wo nötig nach einer fairen Gleichwertigkeitsprüfung), geförderte inklusive<br />

Ausbildungsprojekte und Projekte zum Zugang von jungen Flüchtlingen zum Hochschulstudium.<br />

Eine besondere Beachtung bracht auch die Situation von weiblichen Geflüchteten. Schon vor<br />

und während ihrer Flucht sind diese häufig erschwerten Bedingungen ausgesetzt und werden<br />

Opfer sexueller Gewalt oder müssen sich ihre Flucht mit ihrem Körper erkaufen. Aber auch<br />

nach der Ankunft in Deutschland sind sie auf mehreren Ebenen mit einer Vielzahl an<br />

geschlechtsspezifischen Problemen konfrontiert, insbesondere bei der Stellung des Asylantrags<br />

und im Bereich der Unterbringung.<br />

Im Asylverfahren muss es das Recht auf eine Anhörung durch eine Frau* und eine<br />

Dolmentscherin* geben, da bei vielen Frauen und LGBTQI*-Menschen die Fluchtgründe in<br />

Gewalt- und Misshandlungserfahrungen liegen und sich nachvollziehbarerweise schwer tun,<br />

diese einem fremden Mann anzuvertrauen.<br />

In den Unterkünften sind Frauen* und LGBTQI*-Menschen auf Grund der Ausstattung und<br />

ihrem Status als Minderheit unter den in Deutschland ankommenden Geflüchteten vielfach<br />

Diskriminierung und sexueller Gewalt ausgesetzt. Hier müssen Mindeststandards wie<br />

abschließbare und geschlechtergetrennte Sanitäranlagen, abschließbare Zimmer und<br />

Schutzräume für Frauen* und LGBTQI*-Menschen verpflichtend sein. Auch muss der<br />

eingesetzte Wachschutz gemischtgeschlechtlich sein und das Personal in den Unterkünften<br />

muss im themenbereich sexuelle Gewalt geschult werden. Auch muss es für die Frauen* und<br />

LGBTQI*-<br />

Menschen möglich sein, auf Wunsch in nur von Frauen* und LGBTQI*-Menschen bewohnten<br />

Unterkünften untergebracht zu werden, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus und dem Stand<br />

ihres Asylverfahrens.<br />

Hilfsbereitschaft zeigen, Rassismus bekämpfen!<br />

Mit der großen Welle von Flüchtlingen, die in wenigen Tagen aus Ungarn nach Deutschland<br />

kam, zeigte sich eine großartige Hilfsbereitschaft unter den Menschen. Tagelang dominierten<br />

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