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antragsbuch_2015

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dass von BewohnerInnen eines Landes erzielt wurde (BNE). Auch im Folgenden wird<br />

Wachstum in diesem Sinne verwendet werden. Die in linken Kreisen teilweise vorkommenden<br />

Versuche, den Begriff des „Wachstums“ umzudefinieren auf andere Wohlstandindikatoren ist ein<br />

Versuch, die Debatte über den Wachstumsbegriff durch Umdefinition zu lösen, der in unseren<br />

Augen nicht zielführend ist.<br />

Wichtig ist hingegen: Die Produktion bzw. das Einkommen in einem Land ist nur ein Teil des<br />

Wohlstands in einer Volkswirtschaft. Wie dargelegt gibt es zahlreiche weitere Aspekte des<br />

Wohlstands. Wenn das Wachstum niedriger ausfällt oder gar negativ ist, heißt dies daher noch<br />

nicht, dass der Wohlstand der Volkswirtschaft gesunken ist. Nur ein Beispiel: Entscheiden sich<br />

viele in der Volkswirtschaft dafür, weniger (produktiv) arbeiten zu wollen, führt dies bei<br />

konstanter Arbeitsproduktivität zu einem niedrigeren Produktionsvolumen; gleichzeitig ist aber<br />

potentiell der „Wohlstand“ derjenigen gestiegen, die jetzt weniger arbeiten.<br />

Ähnlich wie BIP (pro Kopf) oder BNE (pro Kopf) kein alleiniger Wohlstandsindikator sein<br />

können, kann auch Wachstum kein Indikator dafür sein, ob der Wohlstand gewachsen ist. Daher<br />

sind Wachstumszahlen zumindest für sich alleine auch kein Maßstab, mit dem sich der Erfolg<br />

von Wirtschafts- und Sozialpolitik messen lässt. Möchte man dies tun, so sind weitere<br />

Indikatoren heranzuziehen, die teilweise subjektiv sein werden.<br />

Grundsätzlich ist Wachstum also ein neutraler Begriff. Ob es positiv oder negativ zu bewerten<br />

ist, hängt davon ab, unter welchen Umständen es entsteht. Wirtschaftswachstum bietet aber die<br />

besten Chancen für die gesellschaftliche und politische Durchsetzung von Umverteilung.<br />

Deshalb halten wir Wachstum grundsätzlich für sinnvoll. Es darf aber nicht mit einem erhöhten<br />

Verbrauch natürlicher Ressourcen und der damit einhergehenden Ausbeutung von Natur und<br />

Umwelt verbunden sein.<br />

Wachstum und Ressourcenverbrauch steuern<br />

Ein Problem des klassischen Wachstumsbegriffs liegt darin, dass er üblicherweise nur auf die<br />

Veränderung von zwei Produktionsfaktoren, Arbeit und Kapital, abstellt. Tatsächlich gibt es mit<br />

den natürlichen Ressourcen aber noch einen dritten. Die traditionelle Wachstumspolitik, die<br />

diese nicht mit beachtet hat, hat gesellschaftliche Verteilungskämpfe durch Wachstum gelöst<br />

und dabei in Kauf genommen, die natürlichen Lebensgrundlagen immer weiter zu beschädigen.<br />

Eine solche Politik ist nicht nachhaltig und damit nicht haltbar.<br />

Umgekehrt gilt: Wachstum ist immer dann unproblematisch, wenn es mit gestiegener<br />

Ressourceneffizienz einhergeht. Sinkt der Bedarf an natürlichen Ressourcen für den gleichen<br />

Output, so kann der entstandene Spielraum dafür genutzt werden, zusätzlichen Output zu<br />

produzieren. Nur weil die Ressourcenproduktivität in den vergangenen Jahrhunderten<br />

dramatisch gestiegen ist, ist es überhaupt gelungen, das traditionelle Wachstumsmodell so<br />

lange aufrechtzuerhalten. Unter der Bedingung einer steigenden Ressourceneffizienz<br />

funktioniert Wachstum auch weiterhin. Allerdings ist dabei für die Industriestaaten zu beachten,<br />

dass sie derzeit die natürlichen Ressourcen massiv übernutzen, ein Teil eines weiteren Anstiegs<br />

der Ressourceneffizienz also für eine Regeneration der natürlichen Lebensgrundlagen<br />

verwendet werden muss und damit nicht für zusätzlichen Output zur Verfügung steht.<br />

Daher muss zur Steuerung des Wachstums der maximal zulässige Ressourcenverbrauch<br />

vorgegeben werden. Dabei ist ein Pfad zu schaffen, der die derzeitige Übernutzung der<br />

Ressourcen über einen längeren Zeitraum auf das Niveau abbaut, in dem sich die Ressourcen<br />

regenerieren. Die Industriestaaten müssen ihren Ressourcenverbrauch stark reduzieren, um<br />

den so genannten Entwicklungs- und Schwellenländern Wachstumsmöglichkeiten zu eröffnen.<br />

Als Instrument soll vorrangig auf Verbrauchsvorgaben u.ä. gesetzt werden. Eine Verteuerung<br />

der Ressourcennutzung kommt nur dann in Frage, wenn das Ziel mit anderen Instrumenten<br />

nicht sinnvoll zu erreichen ist.<br />

Gibt es Wachstumsspielräume durch eine steigende Ressourceneffizienz, so ist es eine Frage<br />

der gesellschaftlichen Zielvorstellungen, wie das dann grundsätzlich vorhandene<br />

Wachstumspotential genutzt wird. Es kann dann für zusätzlichen Output verwendet werden,<br />

aber auch für die Erhöhung weiterer Faktoren des gesellschaftlichen Wohlstands. Wofür, hängt<br />

dabei von gesellschaftlichen Mehrheits- und damit Machtverhältnissen ab.<br />

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