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antragsbuch_2015

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uns bewusst, dass die vergangene und aktuelle europäische Friedenspolitik- und<br />

Außenwirtschaftspolitik zur Entstehung und Verschärfung von Konflikt- und Krisenherden<br />

weltweit beigetragen haben. Ebenso beruht unser wirtschaftlicher Wohlstand zu nicht<br />

unerheblichen Teilen auf der Ausbeutung und wirtschaftlichen Benachteiligung anderer<br />

Regionen der Welt. Eine europäische Friedenspolitik darf vor diesem Umstand nicht die Augen<br />

verschließen. Es ist festzustellen dass Effekte innerhalb kapitalistischer Wertschöpfungsketten<br />

soziale Spannungen oft entstehen lassen oder soziale Ungleichheiten in der jeweiligen<br />

Gesellschaft vertiefen. Eine europäische Friedenspolitik, die lediglich den eigenen Vorteil in den<br />

Fokus der Betrachtung rückt, darf es nicht geben. Zusammenfassend gilt daher zu konstatieren<br />

dass die Förderung von Selbstbestimmung durch eine europäische Friedenspolitik konkret die<br />

Befähigung zur Selbstbestimmung durch eine Sicherstellung von ökonomischen, sozialen und<br />

kulturellen Rechten bedeutet. Diese muss eine zwingende Leitlinie gemeinsamer Friedenspolitik<br />

sein. Dies findet seine konkrete Ausgestaltung unter anderem in der Zusammenarbeit zur<br />

Verbesserung der Lebenssituation der Bevölkerungen und in der Förderung von<br />

Zivilgesellschaften. Dazu gehört unteranderem auch eine Zusammenarbeit zur<br />

Demokratieförderung und Demokratiestärkung. Dies schließt eine Zusammenarbeit mit Staaten<br />

und Gruppierungen, welche nicht unserer Demokratievorstellung entsprechen, nicht aus.<br />

Zusammenarbeit, die vordergründig den europäischen Interessen dient, aber sich den<br />

Deckmantel der Entwicklungszusammenarbeit gibt, kann dadurch jedoch nicht gerechtfertigt<br />

werden. Eine solche Politik auf Kosten der Bevölkerungen in anderen Staaten, etwa zur<br />

Schaffung von neuen Absatzmärkten, ist abzulehnen.<br />

Die Förderung der menschlichen Selbstbestimmung und Emanzipation muss Ansatz einer<br />

demokratiefördernden Friedenspolitik sein, unter diesem Leitsatz kann nur folgerichtig sein,<br />

Menschen und Staaten Unterstützung anzubieten, aber nicht zu erzwingen.<br />

Solidarität<br />

Ein solidarisches Miteinander der Weltbevölkerung ist Selbstverständnis unseres vereinten<br />

Europas.<br />

Im Sinne einer gerechten, freien, gleichberechtigten Gesellschaft muss unser Europa die<br />

Solidarität mit Regierungen, Gruppen, Organisationen und Menschen zeigen, die sich für eine<br />

solche Gesellschaft einsetzen. Das bedeutet für uns jedoch nicht, dass wir Staaten unser<br />

Gesellschaftsmodell aufdrängen wollen. Wir wollen stattdessen aktiv werben.<br />

Vor allem in Krisensituationen und Krisenregionen kann praktische Solidarität für die<br />

Zivilbevölkerung oder für Konfliktparteien von großer Bedeutung sein. Humanitäre<br />

Unterstützung muss dabei stets wichtigstes Mittel sein. Solidarität ist für uns keine hohle Phrase<br />

sondern konkreter Handlungsauftrag. Dieser Auftrag muss stets die Leitlinien des freien<br />

Menschen gleich an Rechten und auf Augenhöhe in den Fokus rücken.<br />

Ein Roll-back in eine nationale Interessenspolitik lehnen wir ab. Die europäische Verantwortung<br />

besteht in der diplomatischen Artikulation von Wertungen und der Unterstützung von<br />

Interessengruppen. Diplomatisches Werben für eine demokratische Gesellschaft und<br />

verantwortungsvolles Handeln ist für uns erster Anknüpfungspunkt einer internationalen<br />

Solidarität. Dieser umfasst allerdings auch die Aktivierung von Ressourcen im Inneren der<br />

Europäischen Union. Die Solidarität für Menschen in Krisen- und Kriegssituationen endet nicht<br />

an den Außengrenzen. Eine europäische Friedenspolitik ist ohne eine Politik im Inneren die<br />

Gewährleistung von Schutz durch ein progressives Asyl- und Bleiberecht sicherstellt nicht zu<br />

denken. Aber auch wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass es Situationen geben<br />

kann, in denen Diplomatie nicht ausreicht um Menschen vor massiven<br />

Menschenrechtsverletzungen zu schützen. Wir sehen daher im Rahmen des Konzeptes der<br />

Responsibility to Protect auch den Einsatz von militärischen Mittel zur Verhütung von massiven<br />

Menschenrechtsverletzungen ultima ratio auch für die gemeinsame europäische Friedenspolitik<br />

als legitimes Mittel an – dabei immer an unseren friedenspolitischen Leitlinien, die wir uns auf<br />

dem Bundeskongress 2014 in Bielefeld gegeben haben orientiert. Die zivile Krisen- und<br />

Konfliktbewältigung genießt jedoch auch in der europäischen Friedenspolitik absoluten Vorrang.<br />

Multiperspektivität<br />

Der derzeitige Wechsel der globalen Politik weg von einer bipolaren hin zu einer multipolaren<br />

Welt lässt Europa zu einem stärkeren Akteur wachsen. Wie die Konflikte in der Ukraine oder in<br />

Syrien zeigen sind neue globale Ordnungskonflikte nicht mehr mit den gleichen Antworten der<br />

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