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antragsbuch_2015

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Globalen Südens.<br />

Jene Asymmetrie spiegelt sich zudem in dem zentralen entwicklungspolitischen Instrument des<br />

Allgemeinen Präferenzsystems (APS) wider. Mithilfe des APS werden Zollvorteile als<br />

Anreizsysteme vergeben. Dies geschieht um Länder des Globalen Südens zum erwünschten<br />

politischen bzw. wirtschaftlichen Verhalten zu veranlassen. Die Idee das APS als<br />

entwicklungspolitisches Instrument zu nutzen, resultiert aus dem Anspruch, Verletzungen der<br />

Menschenrechte beispielsweise in der Produktion von Waren mithilfe von Zollsanktionen<br />

kontrollieren und somit bestrafen zu können. Der Europäische Markt verfügt über sehr große<br />

globale Marktmacht, so dass die EU zumindest theoretisch mit dem Instrument der APS die<br />

Möglichkeit hätte, Arbeitsrechts- und Umweltstandards nicht nur festzuschreiben sondern auch<br />

durchzusetzen. Die eingängige Analyse dieser theoretischen Idee kommt jedoch zu einer<br />

abweichenden Erkenntnis: Soziale Standards werden zwar in den bilateralen Handelsverträgen<br />

festgeschrieben, sie sind meist jedoch derart unpräzise formuliert und ohne die Vorsehung<br />

realistischer Sanktionsmaßnahmen, so dass die EU bei Verstößen gegen Arbeitsstandards in<br />

den Produzent*innenländern oftmals nicht eingreift.<br />

Durch die EU-Handelspolitik wird eine einseitige Wirtschaftsausrichtung der Länder im Globalen<br />

Süden zumeist auf wenig profitable Wirtschaftsbereiche (wie z.B. Textil- und<br />

Bekleidungsindustrie), gefördert. Die einseitige Ausrichtung der Ökonomien im Globalen Süden<br />

auf einen bzw. wenige industrielle Zweige tragen dazu bei, Ungleichverhältnisse auf sozialer,<br />

politischer und wirtschaftlicher Ebene innerhalb der Länder, aber ebenso die strukturellen<br />

Ungleichheiten im Nord-Süd-Gefälle zu stabilisieren, anstatt diese abzubauen und langfristig zu<br />

beseitigen.<br />

Die EU-Handelsabkommen spiegeln deshalb zuvorderst die wirtschaftlichen Interessen der EU<br />

wieder in Hinblick auf Ressourcen und arbeitsintensiven Produkten. Diese Abkommen stellen<br />

nicht zuletzt ein massives Entwicklungshemmnis dar, das es den Ländern des Globalen Südens<br />

nicht ermöglicht, entsprechend von den Abkommen zu profitieren. Sogar Studien der<br />

neoliberalen Bertelsmannstiftung belegen bereits jetzt, dass die von der EU derzeit<br />

verhandelten bzw. abgeschlossen verhandelten Freihandelsabkommen (TTIP/CETA), bei denen<br />

die größten Freihandelszonen der Welt im Globalen Norden geschaffen werden sollen, mit<br />

Wohlstandsverlusten in den meisten Ländern des Globalen Südens einhergehen werden:<br />

"Die großen Verlierer einer Eliminierung der Zölle sind Entwicklungsländer. Diese verlieren<br />

durch den verstärkten Wettbewerb auf dem EU- oder US-Markt dramatisch an Marktanteilen.<br />

Alternative Märkte mit ähnlichem Marktpotenzial sind geographisch relativ weit entfernt. Dies ist<br />

vor allem für Länder in Nord- und Westafrika ein Problem."<br />

Die aktuelle EU-Handelspolitik untergräbt demzufolge entwicklungspolitische Ziele - der<br />

Anspruch der Kohärenz rückt in weite Ferne.<br />

Multinationale Konzerne spielen eine Schlüsselrolle im Verhältnis von globalen Norden zum<br />

globalen Süden. Ihre Macht muss grenzüberschreitend eingedämmt werden. Vor allem müssen<br />

Maßnahmen gegen Monopolbildung ergriffen werden. Minimalstandards - wie im Global<br />

Compact vereinbart - reichen nicht.<br />

Wir Jusos fordern daher:<br />

1. Die marktradikale Handelspolitik der EU muss endlich ein Ende finden. Stattdessen sind<br />

umfangreiche Reformen nötig, damit die EU-Handelspolitik dazu beitragen kann, strukturelle<br />

Ungleichheiten zwischen den Ökonomien im Globalen Norden und Globalen Süden abzutragen<br />

und nicht noch zu verschärfen. Sie soll darauf ausgerichtet sein, zusammen mit der<br />

Entwicklungszusammenarbeit nachhaltige Wirtschaftsstrukturen und politische Selbstständigkeit<br />

der Gesellschaften des Globalen Südens zu stärken.<br />

2. Darüber hinaus benötigt die EU eine Neudefinition ihrer handelspolitischen Interessen.<br />

Soziale und ökologische Nachhaltigkeit müssen als fundamentale Ziele der Handelspolitik<br />

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