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antragsbuch_2015

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Schüler*innen nahe, dass Alkohol die eigentliche Einstiegsdroge sei, welche zum Konsum von<br />

Tabak und weiteren Drogen führe.<br />

Ausgerechnet auch eine 1995 vom Bundesgesundheitsministerium unter Horst Seehofer (CSU)<br />

in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Ergebnis: „Die Annahme, Cannabis sei die typische<br />

Einstiegsdroge für den Gebrauch harter Drogen wie Heroin, ist also nach dem heutigen<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisstand nicht haltbar.“ (Dieter Klein & Renate Soellner;<br />

Cannabiskonsum: Entwicklungstendenzen, Konsummuster und Risiken; 1995). Auch das<br />

Bundesverfassungsgericht stellte bereits im Jahre 1996 in einem Urteil fest, dass Cannabis<br />

nicht gefährlicher als Alkohol sei. Diese als relativ harmlos eingestufte Charakteristik von<br />

Cannabis zeigt auf, dass die aktuelle Prohibitionspolitik unverhältnismäßig ist.<br />

Unverhältnismäßigkeit beseitigen und Populismus entlarven!<br />

Gerade in Hinblick auf die Verhältnismäßigkeit ist es unerklärlich, warum Cannabis im<br />

Gegensatz zu Alkohol de jure verboten ist und eine Strafverfolgung droht. Durch die aktuelle<br />

Drogengesetzgebung wird ein falsches Bild von „Drogen“ suggeriert und leider auch allzu oft<br />

propagiert. So scheint es für die CSU absolut keinen Widerspruch darzustellen diverse<br />

Parteiveranstaltungen mit reichlich Weißbier zu unterbetten, während sie gleichzeitig feststellt:<br />

"Wir bleiben bei unserer bewährten Linie: Null Toleranz gegen Drogen." (Joachim Herrmann<br />

(CSU), <strong>2015</strong>).<br />

So wird zwischen den vermeintlich „guten“ und „schlechten“ Drogen unterschieden. Was legal<br />

ist, gilt oft als akzeptabel oder gar ungefährlich. Alkohol, Nikotin und auch Koffein müssen aber<br />

ebenfalls als „Drogen“ betrachtet und vor allem im Umgang damit auch wahrgenommen<br />

werden. Insbesondere die Folgen von Alkoholkonsum dürfen nicht verkannt werden. Jährlich<br />

sterben allein in Deutschland ca. 74.000 Menschen an den Folgen von Alkohol kombiniert mit<br />

Tabak. Dazu kommen weitere 111 000 allein tabakbedingte Todesfälle pro Jahr. Im Vergleich<br />

dazu gab es 2013 ca. 1000 Tote aufgrund von Konsum illegaler Drogen, wobei bis heute keine<br />

Toten aufgrund einer Überdosis THC (Tetrahydrocannabinol, rauschbewirkende Substanz des<br />

Cannabis) zu beklagen sind. Dabei möchten wir Alkohol nicht gegen Cannabis ausspielen, es<br />

muss aber konstatiert werden, dass der aktuelle wissenschaftliche Stand Cannabis im Vergleich<br />

zu Alkohol vor allem in den Bereichen Toxizität und Suchtpotential als weniger gefährlich<br />

einschätzt. So kann der bloße Verweis auf die kulturelle Einbindung von Alkohol die momentane<br />

Ungleichbehandlung beider Substanzen nicht rechtfertigen, zumal Cannabis auch schon früh<br />

als Medizin in Europa genutzt wurde und erst durch die Prohibition an Bedeutung verlor.<br />

Drogenkonsum ist ein soziales Phänomen und keine Kriminalität!<br />

Im Allgemeinen muss Drogenkonsum endlich als soziales Phänomen (und nicht als<br />

Kriminalität!) betrachtet und verstanden werden. Bei Drogenkonsum handelt es sich zunächst<br />

einmal um eine opferlose Selbstschädigung (im Falle von Passivrauchen auch um<br />

Fremdschädigung, hier greift das Nichtraucherschutzgesetz), weshalb folgerichtig der Konsum<br />

in Deutschland straffrei ist. Allerdings ist es realitätsfern anzunehmen, dass ein Konsum ohne<br />

Handel und Besitz der Konsumsubstanz zu Stande kommt. Weiterhin folgerichtig wäre es also<br />

auch den Handel und den Besitz von Cannabis zu legalisieren.<br />

Ein liberaler Rechtsstaat muss dem Bürger dieses Selbstbestimmungsrecht zugestehen.<br />

Warum eine Legalisierung von Cannabis? Wir sind der Meinung, dass zum einen die weite<br />

Verbreitung von Cannabis-Konsum eine Anerkennung dieser Realitäten erfordert und zum<br />

anderen aber auch die wissenschaftlich bewiesene moderate Gefahr von Cannabis einen<br />

solchen Schritt rechtfertigt und erforderlich macht.<br />

Was ist mit anderen (auch „härteren“) Drogen? Auch andere Drogen, wie Metamphetamine oder<br />

Kokain müssen einer vorurteilsfreien, rationalen Bewertung unterworfen werden. Die<br />

Wissenschaft geht hier von einem wesentlich kleineren Konsument*innenkreis und einem<br />

erheblich höheren Konsumrisiko aus, weshalb eine komplette Legalisierung (wie im Falle von<br />

Cannabis) hier nicht zielführend und sinnvoll erscheint. Dennoch sollten alternative Ansätze zur<br />

Entkriminalisierung (z.B. streng kontrollierte Verschreibung auf Rezept) der oft an den Rand der<br />

Gesellschaft gedrängten Konsument*innenkreise diskutiert und nach gründlicher Abwägung und<br />

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