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antragsbuch_2015

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kranker Menschen leider noch Wünsche offen. Diese Versorgung zu verbessern muss<br />

selbstverständlich immer oberste Priorität haben und sicherlich gibt es in diesem Bereich auch<br />

noch einiges zu tun. Diese Verbesserungen werden auch Geld kosten, was aber kein Hindernis<br />

sein darf. Doch auch eine ideale Versorgung ist eventuell nicht in allen Fällen die optimale oder<br />

gewünschte Lösung.<br />

Sicherlich erfüllt die ideale Versorgung in vielen Fällen ihren Zweck, das individuelle Leid von<br />

Menschen erträglich zu gestalten, so dass sie ihre noch verbleibende Lebenszeit wertschätzen<br />

und eine vorzeitige Lebensbeendigung nicht in Betracht ziehen. Doch wir sehen uns auch mit<br />

der Frage konfrontiert, ob man von jedem Menschen verlangen kann, zu dieser Entscheidung<br />

zu gelangen. Gilt nicht das Selbstbestimmungsrecht eines Menschen, dass grundsätzlich sein<br />

Recht auf Suizid schützt, auch bei schwerer Erkrankung und gerade bei erheblichen Leiden?<br />

Schließt nicht die individuelle Freiheit, das eigene Leben nach den eigenen Wünschen zu<br />

gestalten auch das Recht ein, diesem Leben ein individuell gewähltes Ende zu setzen?<br />

Die Entscheidung über die eigene Lebensbeendigung ist individuell und höchstpersönlich. Was<br />

ein Schwerkranker* an Leid ertragen kann, mag nicht dem entsprechen, was eine andere<br />

Schwerkranke* für erträglich hält. Niemand kann sich anmaßen, darüber zu urteilen, wie lange<br />

ein Leiden zu ertragen ist. Wenn ein Mensch sein Leben als subjektiv unwürdig empfindet, hat<br />

weder der Gesetzgeber, noch eine Berufsordnung das Recht, ihm* oder ihr* das Leben<br />

aufzuzwingen.<br />

Schmerzen mögen zu lindern sein, aber es mag auch gute Gründe geben, den eventuell<br />

nahenden oder anhaltenden eigenen körperlichen Verfall nicht (mehr) miterleben zu wollen, wie<br />

z.B. die Einschränkung der Lebensqualität. Wir sind der Meinung, dass wir diese Gründe nicht<br />

pauschal von außen negieren können.<br />

Das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen basiert auf der im Grundgesetz<br />

niedergeschriebenen Würde des Menschen. Dieses Recht, selbstbestimmt zu leben und zu<br />

entscheiden, umfasst zum einen, alle ärztlichen Behandlungen - sollten sie auch aus<br />

medizinischer Sicht sinnvoll sein - abzulehnen. Zum anderen hat jede*r das Recht, seinen*ihren<br />

Tod zu wählen und dafür um Hilfe zu bitten, sollte es ihm* oder ihr* nicht mehr möglich sein, die<br />

Lebensbeendigung selbst durchzuführen.<br />

Angesichts dessen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es auch in Deutschland klare<br />

gesetzliche Regelungen und Bedingungen für ein selbstgewähltes Lebensende geben muss.<br />

Zum einen, damit ein assistierter Suizid für die betreffende Person und ihre*seine Angehörigen<br />

sowie die behandelnden Ärzt*innen in jedem Fall ohne juristische oder arbeitsrechtliche<br />

Konsequenzen ist und somit auch ein Sterben in Würde ermöglicht wird. Aber auch um<br />

Regelungen zu treffen, wenn die betreffende Person zu einem eigenständigen Suizid nicht mehr<br />

in der Lage ist oder einen anderen Weg wünscht.<br />

Diese Möglichkeit zur aktiven Sterbehilfe ist zu Recht die umstrittenste, da das Leben<br />

gerechtfertigterweise ethisch und juristisch den höchsten Stellenwert genießt. Jedoch denken<br />

wir, dass, wenn jemand dem eigenen Leben diesen Stellenwert abspricht und selbiges beenden<br />

möchte, es uns nicht zusteht diesen Wunsch prinzipiell zu verhindern. Unter genau definierten<br />

und festgelegten Bedingungen und wenn sie von einem*einer Arzt*Ärztin durchgeführt wird,<br />

können wir uns eine Legalisierung eines solchen Tötens auf Verlangen vorstellen. Diese Fälle<br />

sollten zu Recht limitiert bleiben, daher müssen die Voraussetzungen für eine Straffreiheit<br />

umfassend und detailliert sein und ihre Befolgung detailliert dokumentiert und überprüft werden.<br />

Auf Basis dieser Überlegungen und unter den genannten Voraussetzungen entstand dieser<br />

Antrag, der unserer Ansicht nach einen guten Kompromiss zwischen dem<br />

Selbstbestimmungsrecht des*der Einzelnen und einer angemessenen Regulierung der<br />

Sterbehilfe darstellt.<br />

Uns ist bewusst, dass manche Menschen geneigt sein könnten einen Sterbewunsch zu<br />

formulieren, um die finanzielle oder emotionale Belastung ihrer Angehörigen zu lindern oder da<br />

sie sich von diesen aus den gleichen Motiven zu einer solchen Entscheidung gedrängt fühlen.<br />

Wir glauben aber zum Einen, dass das vorgesehene umfangreiche Arzt*Ärztinnengespräch eine<br />

solche Motivation ergründen kann. Zum Anderen setzen wir uns mit unserer bereits<br />

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