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antragsbuch_2015

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dass auch nach Bereinigung der Inflationsrate hinsichtlich der Energiepreisentwicklung ein<br />

Negativtrend zu beobachten ist, welcher aktuell in einer Kerninflation unter der 1%-Marke<br />

mündet.2 Wie akut die Problematik ist, soll nachfolgende Grafik zeigen3:<br />

Seit 2011 ist der Trend der Inflation im Euroraum rückläufig, seit 2013 liegt sie unter dem<br />

Inflationsziel. Im Dezember 2014 unterschritt sie zum erstmalig den Wert 0 und lag bei -0.2%. In<br />

allen Mitgliedsstaaten der europäischen Union, außer in Rumänien, lag die Inflationsrate in<br />

diesem Monat unter 1%4. Auch wird die Brisanz der Lage dadurch unterstrichen, dass die<br />

Europäische Zentralbank sich zu unorthodoxen Handlungen wie dem Aufkaufen von<br />

Staatsanleihen gezwungen sieht. Demnach gilt es, zu ergründen, woher der fallende<br />

Inflationstrend rührt, um anschließend konkrete Forderungen ableiten zu können.<br />

Inflation als monetaristisches Phänomen<br />

Schenkt man den MonetaristInnen Glauben, so stellt die Geldmenge die wichtigste Größe zur<br />

Steuerung der Wirtschaft dar. Gemäß der Quantitätstheorie Irving Fishers führt eine starke<br />

Ausdehnung der Geldmenge zu Inflation und ein Einbremsen des Geldmengenwachstums zu<br />

Deflation. Dass der Wert des Geldes dem der produzierten Waren gegenübersteht, ist nicht von<br />

der Hand zu weisen. Demnach führt eine Geldmengenerhöhung zur Inflation, da den<br />

produzierten Waren eine höhere Geldmenge gegenübersteht und daher die Preise steigen<br />

müssen. Diesen Effekt macht sich auch das Instrument der Leitzinsen der Notenbanken zu<br />

Nutze: Eine Senkung der Leitzinsen bedeutet niedrigere Zinskosten für Zentralbankkredite und<br />

demnach eine Erhöhung der Zentralbankgeldnachfrage durch die Geschäftsbanken. Infolge<br />

dessen nutzen die Zentralbanken das Instrument der Leitzinsen dazu, um die Geldmenge zu<br />

kontrollieren. Droht eine Deflation, so müsste folgerichtig die Zentralbank mit einer<br />

Leitzinssenkung reagieren und damit die Nachfrage nach Zentralbankgeld ankurbeln, sodass<br />

sich die Geldmenge im Wirtschaftsraum erhöht, den produzierten Waren ein höheres<br />

Geldvolumen gegenübersteht und demnach die Preise steigen. Dies führt dann im Idealfall zur<br />

gewünschten Inflation. Die Europäische Zentralbank hat in jüngerer Vergangenheit häufig von<br />

diesem Instrument Gebrauch gemacht. Nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der<br />

Leitzinsen der EZB5:<br />

Nichts desto trotz brachte eine Senkung der Refinanzierungskosten für Banken nicht den<br />

gewünschten Effekt des Geldmengenwachstums. Zwar sank der EURIBOR, jedoch wurde<br />

dadurch nicht die Nachfrage nach Zentralbankgeld, trotz Mengentender mit Vollzuweisung,<br />

gesteigert. Vielmehr ist das Volumen der Offenmarktgeschäfte der EZB trotz fallender Zinsen<br />

rückläufig, wie folgende Grafik zeigt6:<br />

An dieser Stelle sei nochmals die Problematik der Lage für die Europäische Zentralbank<br />

verdeutlicht: Eine Zentralbank kann mit ihren Instrumenten jede Inflation in kurzer Zeit in die<br />

Knie zwingen, jedoch eine Deflation verhindern kann sie nicht. Sie kann den Leitzins noch so<br />

sehr senken und geparkte Einlagen mit Negativzinsen bestrafen und trotz alledem wird sich kein<br />

Effekt einstellen, wenn die Geschäftsbanken nicht bereit sind, Kredite zu vergeben, weil ihnen<br />

die KundInnen fehlen, welche in Sachkapital investieren wollen. Kurzum, um es mit den Worten<br />

von John M. Keynes zu sagen: „We cannot, by international action, make the horses drink. That<br />

is their domestic affair. But we can provide them with water“. Insofern kann festgestellt werden,<br />

dass das Instrument der Leitzinsen in einer Situation, in der private InvestorInnen nicht Kredite<br />

in ausreichendem Ausmaß nachfragen, keine Wirkung erzielt. Das erklärt auch, weshalb die<br />

europäische Notenbank aktuell zu unkonventionellen Maßnahmen wie monetärer Lockerung<br />

(Quantitative Easing), also dem Versuch, über Ankauf von Staatsanleihen und anderen<br />

Wertpapieren Geld in den Markt zu pumpen und langfristige Zinsen weiter zu drücken, greift.<br />

Dass die Europäische Zentralbank die Deflationsgefahr nicht herunterspielt und sich mit allen<br />

Mitteln dagegen zu sträuben versucht, ist beachtlich. Nichts desto trotz wird sie sich, sofern die<br />

weiteren Rahmenbedingungen für die Wirtschaft im Euroraum konstant bleiben, früher oder<br />

später ihre Ohnmacht eingestehen müssen. Denn selbst durch das Fluten des Marktes mit<br />

Kapital und dem Drücken von langfristigen Zinsen kann keine Inflation konstruiert werden, wenn<br />

die dann zusätzlich verfügbare Geldmenge nicht weiter in Umlauf gebracht werden kann – das<br />

heißt wenn dadurch die Investitionsbereitschaft nicht angekurbelt wird. Deshalb ist das<br />

Programm der Zentralbank nicht falsch, da es die Langfristzinsen auf Staatsanleihen senken<br />

und damit die Refinanzierungskosten für Staaten reduzieren dürfte, die aktuell mit Problemen<br />

bei der Refinanzierung kämpfen müssen, jedoch ändert es nichts an der Deflationsproblematik,<br />

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