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antragsbuch_2015

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Bewertung in Modellversuchen angewandt werden.<br />

Gleichzeitig erkennen wir an, dass das Phänomen des Drogenkonsums oft auch problematische<br />

Gestalt annimmt, insbesondere dann wenn Suchtverhalten, psychische und physische<br />

Schädigung durch Substanzen, soziale Aus- und Abgrenzung, Stigmatisierung,<br />

Beschaffungskriminalität und Rauschunfälle auftreten.<br />

Deshalb muss der Fokus der progressiven Drogenpolitik auf Drogenprävention (und nicht auf<br />

Strafverfolgung!) liegen. Drogenprävention kann hier auf verschiedenen Ebenen stattfinden:<br />

1. Primärprävention umfasst Maßnahmen mit Menschen, die noch nicht Drogen konsumiert<br />

haben. Diese sollen auf Konsumvermeidung bzw. Konsumermündigung zielen<br />

(insbesondere durch Aufklärung und staatliche Regulierung).<br />

2. Sekundärprävention umfasst Maßnahmen mit Menschen, die bereits konsumiert haben.<br />

Dies sind rückfallverhütende und rehabilitierende Maßnahmen für Menschen, die ihr<br />

Drogenproblem überwunden haben. (z.B. Anleitung zum „Safer Use“)<br />

3. Tertiärprävention umfasst alle Therapie- und Drogenhilfsangebote für Süchtige oder<br />

Konsumenten mit anderweitigen Problemen. (z.B. Drogensubstitution, Drogenentwöhnung<br />

oder Selbsthilfegruppen)<br />

Drogenprävention sollte als offenes Konzept staatlicher und nicht-staatlicher Akteure<br />

verstanden werden, dass immer wieder den gesellschaftlichen Realitäten und aktuellen<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst werden muss, um dauerhaft ihrem progressiven<br />

Anspruch und damit den sozialen Bedürfnissen der Bürger*innen gerecht zu werden.<br />

Jenseits davon bleibt die Frage zu diskutieren, inwieweit eine drogenfreie Gesellschaft<br />

realistisch und überhaupt erstrebenswert sein kann. Die Annahme, dass Drogen schon sehr<br />

lange Teil menschlicher Kultur waren und sind (übrigens auch in der Tierwelt verbreitet), scheint<br />

sehr plausibel. Letztlich entscheidet sich hier auch die Frage, ob die Primärprävention eher in<br />

Richtung der konsum-ermündigenden Aufklärung oder eher in Richtung der konsumvermeidenden<br />

Aufklärung gehen soll.<br />

Abschließend kann festgehalten werden, dass nach dem Gesetzlichkeitsgrundsatz „nullum<br />

crimen, nulla poena sine lege“ Drogenkriminalität per se als Produkt der Prohibition angesehen<br />

werden muss.<br />

Regulierung durch Legalisierung!<br />

Schon die Erfahrungen aus der Prohibition von Alkohol in den USA Anfang des 20. Jhd. lehrten<br />

die US-amerikanische Politik, dass das Verbot von Drogen den Konsum (sofern er eine ernst zu<br />

nehmende gesellschaftliche Realität darstellt) kaum beschränkt, sondern vielmehr dem<br />

Wachstum organisierter und genereller Kriminalität Vorschub leistet. Auch heute muss<br />

konstatiert werden, dass die Cannabis-Konsumrate offensichtlich nicht vom gesetzlichen Status<br />

abhängt. So ist die Cannabis-Konsumrate in Frankreich (wo eine sehr restriktive Drogenpolitik<br />

betrieben wird) deutlich höher als z. B. in den Niederlanden (wo Cannabis 1976 entkriminalisiert<br />

wurde). Über den Daumen gepeilt heißt das also für den Durchschnittsbürger, wer kiffen will, der<br />

kifft egal ob Cannabis legal oder illegal ist. Somit hat die Cannabis-Prohibition hier Ziel, nämlich<br />

die Verhinderung des Konsums verfehlt. Stattdessen entstand ein gutorganisierter<br />

Schwarzmarkt im großen und kleinen Stil. Doch in einem Schwarzmarkt sind staatliche<br />

Regulationsinstrumente (wie z. B. Verbrauchssteuern, Jugendschutz, Qualitätskontrollen, …)<br />

nicht anwendbar. Die Folge sind schwankender THC-Gehalt im Cannabis (bis hin zu<br />

hochpotenten Substanzen), schwankende Cannabis-Qualität (z. B. Schimmelpilze oder<br />

Streckmittel), mangelnder Jugendschutz, keine Mengenregulierung, Beschaffungskriminalität<br />

und Finanzierung von mafiösen Strukturen. Legalisierung von Cannabis heißt also einen<br />

Schwarzmarkt, der bisher ins keiner Weise regulierbar ist, in staatliche Kontrolle und<br />

Überwachung zu überführen.<br />

Gesamtgesellschaftliche Kostenvorteile einer Legalisierung!<br />

Unsere These lautet, dass die durch die Cannabis-Prohibition entstandenen<br />

gesamtgesellschaftlichen Kosten wesentlich höher sind als die Kosten einer Legalisierung. Die<br />

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