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antragsbuch_2015

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begehen, und danach wieder im Schutz der Menge verschwinden können. Sie schürt durch<br />

Lügen und Hetze irrationale Ängste in der Bevölkerung und schafft damit den Nährboden, auf<br />

dem sich Faschisten bevollmächtigt fühlen, Asylunterkünfte anzuzünden oder andere Anschläge<br />

zu begehen. Wir appellieren an alle Medienvertreter*innen zu einem kritischeren, bewussteren<br />

Umgang mit ihrer Berichterstattung in dieser Debatte. Der*die berüchtigte „Südländer*in“ findet<br />

nach wie vor zu oft den Weg in Personenbeschreibungen und Artikel zu Asyl werden ohne<br />

Hintergrundinformation oder Einordnung von Zahlen und Fakten veröffentlicht und tragen damit<br />

zu einem negativen Stimmungswechsel in der Bevölkerung bei. Wer sich in sozialen<br />

Netzwerken oder auf den jeweiligen Websiten in die Kommentarspalten wagt, sieht sich einer<br />

Flut von rassistischen und sozialchauvinistischen Kommentaren gegenüber, die kaum bis gar<br />

nicht moderiert werden.<br />

Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG: Jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit.<br />

Wir Jusos glauben, dass jeder Mensch die gleichen Chancen verdient, sein*ihr Leben zu<br />

gestalten. Dazu gehört an einer der ersten Stellen auch der Zugang zu gesundheitlicher<br />

Versorgung. Das gilt vollumfänglich auch für Geflüchtete, die aufgrund von Krieg, Folter, Flucht<br />

und extremer Armut manchmal schon mit körperlichen oder seelischen Krankheiten in<br />

Deutschland ankommen. Wieder andere fliehen aus ihrer Stadt oder ihrem Dorf, weil sie dort<br />

nicht oder nicht ausreichend behandelt werden. Das betrifft nicht selten Rom*nja und Sinti*ze,<br />

denen z.B. in manchen Balkanländern ausreichende medizinische Versorgung aufgrund ihrer<br />

ethnischen Zugehörigkeit verweigert wird. In Deutschland erhalten Geflüchtete aber nur eine<br />

mangelhafte gesundheitliche Versorgung, die sich im Asylbewerberleistungsgesetz begründet,<br />

wonach Asylbewerber*innen über die Sozialhilfeverwaltung krankenversichert sind. Die Kosten<br />

für eine medizinische Behandlung werden nur bei einer eindeutigen Notversorgung geleistet,<br />

worüber im Regelfall Verwaltungsangestellte und keine Mediziner*innen entscheiden. Pro Asyl<br />

e.V. berichtete schon mehrfach von den Todesfolgen, die dies für Betroffene haben kann.[4]<br />

Wir fordern daher eine Gesundheitskarte für alle Asylsuchenden, wie sie bereits in Bremen und<br />

Hamburg existiert. Dies ermöglicht es Geflüchteten, eine*n Ärzt*in aufzusuchen, ohne die<br />

Behandlung vorher beim Sozialamt beantragen zu müssen. Die Kosten hierfür trägt die<br />

öffentliche Hand, die wiederum aber Sachbearbeiter*innenkapazitäten, welche sich endlich<br />

ihrem eigentlichen Job widmen können, einspart. Auch sind häufig die Folgekosten für OPs etc.<br />

bei nicht rechtzeitig behandelten Krankheiten viel höher als die angemessene Behandlung beim<br />

Beginn von Beschwerden. Vor allem aber ist die Forderung nach einer Gesundheitskarte auch<br />

in Thüringen keine ökonomische, sondern eine Frage von Humanität.<br />

Art. 21 Abs. 1 S. 1 GG: Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes<br />

mit.<br />

Frei nach dem Motto, rechts von uns darf es keine Partei geben, versuchen Politiker*innen von<br />

SPD bis CSU im Moment sich mit immer schärferen Statements zu Höchstzahlen und<br />

Grenzsicherung zu überbieten. Wir sind schockiert über die Rolle die Sigmar Gabriel und Frank-<br />

Walter Steinmeier dabei einzunehmen versuchen. Nach einem halbherzigen Lippenbekenntnis<br />

zum Grundrecht auf Asyl, folgen alarmistische Zahlenspekulation und ist die Rede von<br />

überforderter Hilfsbereitschaft. In der braunen Mitte der deutschen Gesellschaft gibt es für die<br />

SPD nichts zu gewinnen. Im Gegenteil, wenn demokratische Parteien, die Debatte mit immer<br />

schärferer Rhetorik führen und Angst vor Fremden legitimieren, gibt das fremdenfeindlichen<br />

Parteien wie der AfD erst recht Auftrieb. Die Entwicklung der FPÖ in Österreich ist mahnendes<br />

Beispiel, wie demokratische Parteien, nach diesem Prinzip, Rechtspopulisten salonfähig und<br />

erfolgreich gemacht haben. Statt Fremdenhass und Wutbürger*innen hinterherzulaufen, sollten<br />

wir als Sozialdemokrat*innen – auch mit Blick auf die eigene Geschichte – uneingeschränkt<br />

solidarisch mit allen Geflüchteten sein und dem vermeintlichen Volkszorn nicht nachgeben.<br />

Unsere Aufgabe muss darin bestehen, die humanitäre Verpflichtung zu Asyl und die<br />

Notwendigkeit von Zuwanderung zu erklären.<br />

Generell gilt für uns der Grundsatz, den auch das Grundgesetz festgeschrieben hat: Die<br />

Menschenwürde zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt! Dies<br />

bedeutet, dass wir von allen Abgeordnete in Parlamenten, Minister*innen, Leiter*innen und<br />

Beschäftigten von Behörden, Polizist*innen und allen anderen staatlichen Akteur*innen<br />

erwarten, dass sie sich deutlich zum Grundrecht auf Asyl bekennen und nicht rassistische<br />

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