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Jusos in der SPD<br />

Bundeskongress, 27.-29.11.<strong>2015</strong><br />

Titel<br />

Unser Umgang mit Antisemitismus<br />

D 8<br />

Antragsteller<br />

Hannover<br />

Zur Weiterleitung an<br />

angenommen mit Änderungen angenommen abgelehnt<br />

Unser Umgang mit Antisemitismus<br />

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Grundsätzliches zu Antisemitismus<br />

Zunächst ist festzustellen, dass Antisemitismus zahlreiche Begründungsmuster und<br />

Artikulationsformen hat. So vereint Antisemitismus religiöse, historische, ökonomische,<br />

politische, psychologische, kommunikative und philosophische Aspekte. Antisemitismus kann<br />

auch als Weltdeutungssystem begriffen werden, welches so bei keiner anderen Form<br />

gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit existiert.<br />

Antisemitismus als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit hat eine Einzigartigkeit inne<br />

gegenüber anderen Vorurteilssystemen, da er die diskriminierte Minderheit nicht erniedrigt, wie<br />

beispielsweise Rassismus bezüglich der Hautfarbe, sondern im Gegenteil dazu überhöht. Im<br />

Antisemitismus ist stets von einer sogenannten jüdischen ‚Elite‘ die Rede, die angeblich zu viel<br />

Einfluss auf das Weltgeschehen und die Gesellschaft habe und alles kontrolliere. Dadurch wird<br />

der jüdischen Minderheit keine Minderwertigkeit unterstellt, wie anderen diskriminierten<br />

Minderheiten. Antisemitismus legitimiert sich dadurch, dass man sich von der jüdischer<br />

Kontrolle und dem Einfluss befreien müsse.<br />

Wichtig ist an dieser Stelle auch, sich zu vergewissern, dass es ‚die Jüdinnen und Juden‘ als<br />

homogene Gruppe gar nicht gibt. Diese Zuweisung bestimmter Eigenschaften zu einer<br />

vermeintlich ethnischen Gruppe ist eine Gemeinsamkeit zwischen Antisemitismus und anderen<br />

Rassismen. So sind ‚die Jüdinnen und Juden‘ sowohl Angehörige der jüdischen Religion, als<br />

auch des jüdischen Volkes.<br />

Struktureller Antisemitismus, System- und Kapitalismuskritik<br />

Antisemitismus ist eines der ältesten Vorurteilssysteme der Welt und wird deshalb auch oft als<br />

antimoderne Weltanschauung definiert. So wurzeln einige Vorurteile so tief in der Gesellschaft,<br />

dass sie einfach auf heutige Verhältnisse übertragen werden. Antisemitismus wird im<br />

Gegensatz zu anderen Rassismusformen nicht immer mit dem direkten Begriff der ‚Jüdin‘ oder<br />

des ‚Juden‘ artikuliert. Die Ressentiments werden auf eine abstrakte ‚Elite‘ übertragen. So geht<br />

beispielsweise Kapitalismuskritik stark verkürzt mit dieser Form antisemitischer Artikulation<br />

einher. Die Vorstellung, dass diese ‚Elite‘ die Welt kontrolliere und damit der eigentliche<br />

Ursprung kapitalismusimmanenter Probleme sei, wurde auch nach der 2008 ausgebrochenen<br />

Weltwirtschaftskrise regelmäßig kommuniziert. Die Lösung sehen AntisemitInnen darin, diese<br />

Elite zu beseitigen bzw. zu entmachten. Dieses Denken hat seinen Ursprung ebenfalls in dem<br />

uralten Vorurteil, dass Jüdinnen und Juden WuchererInnen, BetrügerInnen, und SpekulantInnen<br />

seien, was lediglich damit zu tun hat, dass für Jüdinnen und Juden im Mittelalter das Verbot<br />

verhangen wurde, gewöhnlichen gesellschaftlichen Tätigkeiten, wie Handwerksberufen nicht<br />

nachgehen zu dürfen. So waren Jüdinnen und Juden von den Aktivitäten der Gesellschaft bis<br />

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