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antragsbuch_2015

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verletzt hat. Die Anzeichen für eine Beteiligung an den Kämpfen der sogenannten<br />

prorussischen Separatisten*innen sind zudem so erdrückend, dass diese von nahezu niemand<br />

mehrangezweifelt werden. 23 Jahre, nachdem sich die Sowjetunion aufgelöst hat, müssen wir<br />

immer noch feststellen, dass die Unabhängigkeit der ehemaligen UdSSR- Länder von der<br />

russischen Regierung nur bedingt anerkannt wird.<br />

Die Motivation hinter der Strategie der russischen Regierung scheint den Machthabenden im<br />

sogenannten Westen nur schwer verständlich. Die Osterweiterung der NATO sowie der<br />

proeuropäische Umsturz in Kiew haben die Befürchtungen Russlands verstärkt, ihre<br />

Einflussgebiete in Osteuropa zu verlieren. Russland fühlt sich von der NATO real bedroht und<br />

umzingelt. Die massive Unterstützung des Volksaufstandes gegen die korrupte, aber doch<br />

gewählte Regierung Janukowitsch in Kiew haben zudem die Stimmen in Russland lauter<br />

werden lassen, die darin eine massive Einmischung des sogenannten Westen gesehen haben.<br />

Die Großmachtsansprüche Russlands und die Sensibilität, mit der Russland auf die Aktivitäten<br />

in den ehemaligen sowjetischen Einflusssphären reagiert, wurden unterschätzt. Zudem wurden<br />

innenpolitische Konflikte zwischen den Eliten Russlands nicht in dem Maße berücksichtigt, wie<br />

es angemessen wäre.<br />

Trotz der vielen Fehler und Versäumnisse, die im Umgang mit Russland und den Protesten in<br />

Kiew von der EU und der USA gemacht wurden, entschuldigt das nicht die Besetzung von<br />

Gebieten der Ukraine durch russisches Militär und die massive Unterstützung der Rebell*innen<br />

in der Dombass-Region. Wir benennen klar Russland als Partei in dem Konflikt, die stark<br />

mitverantwortlich für die kriegerischen Auseinandersetzungen ist. Zur Lösung des Konflikts<br />

fordern wir alle Akteur*innen zu weiteren Verhandlungen auf Augenhöhe auf. Den Aufbau neuer<br />

Feindbilder und die Schaffung einer angsterfüllten Atmosphäre in Osteuropa, die Forderungen<br />

nach neuerlichem Aufrüsten begünstigt, lehnen wir ab.<br />

Die proeuropäischen Proteste, für die der Maidan sinnbildlich steht, waren ein Ruf nach<br />

Demokratie und Freiheit, diese Bewegung muss für uns unterstützenswert sein. Auch wenn in<br />

der ukrainischen Regierung diese Bewegung nur begrenzt abgebildet werden konnte und es<br />

starke Probleme mit völkischen und ultranationalistischen Gruppierungen gibt, sind es die<br />

freiheitsstrebenden Menschen in der Ukraine, die unsere Verbündeten sind. Wir betonen, dass<br />

die Demokratisierung der Ukraine, die Durchsetzung von Reformen, die Bekämpfung der<br />

Korruption, aktive Förderung der Zivilgesellschaft und die Anbindung an die Europäische Union<br />

das Hauptanliegen im weiteren Umgang mit der Ukraine sein muss. Das wirtschaftlich<br />

angeschlagene Land, bedarf auch unserer finanziellen Unterstützung zum Wiederaufbau der<br />

zerstörten wirtschaftlichen Strukturen im Osten des Landes.<br />

Interessant ist, dass insbesondere die Bundesregierung sich sichtbar im Vordergrund um eine<br />

Beilegung des Konfliktes bemüht ist. Den Ankündigungen der Verteidigungsministerin sowie des<br />

Außenministers, Deutschland müsse eine selbstbewusstere Rolle in der globalen<br />

Sicherheitspolitik spielen, scheinen jetzt Taten zu folgen. Es ist die Bundeskanzlerin und<br />

teilweise der Außenminister, die inzwischen als starke Verhandlungspartner*innen auf der Seite<br />

dessogenannten Westens gesehen werden, andere europäische Länder bleiben meist außen<br />

vor. Diese Entwicklung sehen wir kritisch. Die dominante Rolle Deutschlands zeigt wieder<br />

einmal, dass die außenpolitische Abstimmung in der EU nicht existent bzw. ungenügend ist. Die<br />

Dominanz Deutschlands ist also auch das Ergebnis der Schwäche der europäischen<br />

Institutionen. Aber gerade in einem Konflikt, der sich so nah an den Grenzen der Europäischen<br />

Union ist es wichtig, dass die Verhandlungen von Brüssel geführt werden und nicht von Berlin.<br />

Darüber hinaus scheint sich die russische Regierung im Klaren um die verschiedenen<br />

Interessenslagen in der Europäischen Union, die von sehr realen Sicherheitsbefürchtungen bis<br />

hin zur Aufrechterhaltung der Wirtschaftsbeziehungen gehen. Wir fordern deshalb den<br />

sozialdemokratischen Außenminister auf, stärker die bereits vorhandenen Strukturen und<br />

Institutionen der Europäischen Union zu nutzen, um eine größere Verhandlungsgewicht<br />

herzustellen. In diesem Zusammenhang ist notwendig auch andere europäische Institutionen in<br />

den Russland und die Ukraine sitzt, zu bestärken.<br />

Kurzfristig empfinden wir es als wichtigstes Ziel, dass die Waffen in der Ukraine schweigen. Wir<br />

erkennen aber, dass Frieden nicht alleindurch die Abwesenheit von kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen hergestellt wird. Dabei erteilen wir den konservativen Mechanismen von<br />

Aufrüstung und Konfrontation eine klare Absage.<br />

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