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antragsbuch_2015

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Haushaltsprodukten oder den Gütern im Supermarkt; ob Treibhausgasausstoß, nicht<br />

wiederverwertbare Rest- oder Giftstoffe und nicht vollständig recycelbare Plastikverpackungen:<br />

Die gesellschaftlichen Konsum- und Investitionsprozesse gehen derzeit fast automatisch damit<br />

einher, dass externalisierte Umweltschäden entstehen und meist reglos akzeptiert werden.<br />

Nach Johan Röckström (Direktor des Stockholm Resilience Centers) lassen sich neun<br />

Dimensionen des Erdsystems ausmachen, die für die Befriedung vitaler Grundbedürfnisse der<br />

Menschheit von zentraler Bedeutung sind. Sie alle haben in den letzten Jahrhunderten kritische<br />

Veränderungen durch den Menschen erfahren. Dazu gehören der menschengemachte<br />

Klimawandel durch eine Treibhausgasverdichtung in der Atmosphäre; die Versauerung der<br />

Meere; der Zerstörung der Ozonschicht; Veränderung des Stickstoff- und Phosphorzyklus;<br />

chemische Verschmutzung und der globale Frischwasserverbrauch. In dreien dieser Bereiche –<br />

Biodiversität, Klimawandel und beim Stickstoffzyklus – kommt Röckström zum Schluss, dass<br />

eine existenzielle Schädigung der natürlichen Lebensgrundlage vorliegt.<br />

III.<br />

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.<br />

Die bisherigen Reaktionen auf die Gefahren des Klimawandels und der Umweltverschwendung<br />

haben teilweise neue negative Folgen mit sich gebracht. Zum einen hat der Fokus auf<br />

Effizienzsteigerung und der energetischen Sanierung von Gebäuden und die stärkere Nutzung<br />

von Heiz- und Klimaanlagen häufig dazu geführt, dass die Nutzung allgemein noch weiter<br />

gestiegen ist (z.B. durch ein höheres Verkehrsaufkommen von Kraftfahrzeugen) bzw. durch z.B.<br />

größer werdende Autos der positive Effekt zunichte gemacht wird. Diese Gegenentwicklung –<br />

bekannt unter dem Begriff „Rebound-Effekt“ – hat einen positiven Umwelt- oder Klimaeffekt<br />

häufig stark reduziert oder gar ins Gegenteil gekehrt.<br />

Zum anderen haben sich klima- und umweltschädliche Prozesse vom globalen Norden in den<br />

globalen Süden verlagert. CO 2 -intensive Produkte werden verstärkt in Asien hergestellt. In<br />

Südamerika werden Regenwälder gerodet, damit wir Palmöl und andere ‚nicht-nachwachsende’<br />

Produkte ersetzen können. Diese Entwicklung hat in den Teilen der Welt, die vom globalen<br />

Wachstum weniger profitiert haben, zu zusätzlichen Verwerfungen geführt.<br />

IV.<br />

Wirtschaftliches Wachstum hat keinen Sinn ohne sozialen Fortschritt.<br />

Der Begriff „Wachstum“ in Bezug auf Volkswirtschaften wird in der politischen Diskussion meist<br />

als Abkürzung für die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts benutzt. Das Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) ist die Summe aller produzierten Güter und Dienstleistungen in einem bestimmten Land in<br />

einem begrenzen Zeitraum. Bei einem hohen Bruttoinlandsprodukt ist also ein Land insgesamt<br />

tendenziell reicher, weil mehr Güter und Dienstleistungen konsumiert werden können. Das BIP<br />

ist außerdem eng Verknüpft mit der Beschäftigung in einem Land: Wenn viel produziert und<br />

viele Dienstleistungen erbracht werden, ist natürlich tendenziell die Beschäftigung hoch und<br />

umgekehrt. Eine hohe BIP Wachstumsrate geht dementsprechend meist mit einer Senkung der<br />

Arbeitslosigkeit einher, während eine niedrige BIP Wachstumsrate oft mit steigender<br />

Arbeitslosigkeit verbunden ist. Die Änderungsrate des BIPs hat aus diesem Grund eine zentrale<br />

Rolle in der politischen Diskussion. Viele Menschen neigen auch dazu die BIP Wachstumsrate<br />

mit einem Erfolgsindikator für die Politik gleichzusetzen.<br />

Wachstumsindikatoren wie das BIP erfassen jedoch ‚blind‘ den materiellen Wohlstand in einer<br />

staatlich eingegrenzten Gesellschaft. Hiermit haben wir grundlegende Probleme:<br />

Erstens erfasst das BIP nicht das materielle Lebensniveau der Breite der Menschen in einer<br />

Gesellschaft. Beispielweise ist das BIP pro Kopf in Deutschland von 1999 bis 2005 um 5,4<br />

Prozent gestiegen, was einem halben Monatslohn und drei Tagen mehr Urlaub gleichkäme.<br />

Doch in der gleichen Zeitperiode hat es keine Steigerung des Jahreseinkommens eines<br />

Durchschnittshaushalts gegeben (von 1993 bis 2005 ist dieses mittlere Einkommen sogar um<br />

0,5 Prozent gesunken).<br />

Zweitens berücksichtigt das BIP auch gesellschafts- und umweltschädliches Wachstum als<br />

positive Entwicklungen. Gesellschaftlich negative Folgekosten und -schäden werden<br />

ausgeblendet: In dem Fall das der Neu- oder Ausbau eines Chemiewerks mit enormen Umweltund<br />

Wasserverschmutzungen einhergeht, wird dies trotzdem positiv als Wirtschaftswachstum<br />

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