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antragsbuch_2015

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Personen. Sogar unter dem Deckmantel des Schutzes der Frauenrechte und der<br />

Gleichberechtigung, wird Stimmung gegen den Islam und die Schutzsuchenden geschürt. Zu<br />

diesen Antworten gehört immer wieder die Forderung nach mehr Abschottung und einer<br />

weiteren Einschränkung des Asylrechts. „Flüchtlingsströme“ sollen abgehalten, Obergrenzen<br />

festgelegt und Zäune errichtet werden. Durch Abschreckung und Schikanen wird suggeriert<br />

Flüchtlinge davon abbringen zu können, nach Deutschland zu kommen. Wo zuvor große Reden<br />

über Werte, Moral und Menschenrechte gehalten wurden, bleiben im entscheidenden Moment<br />

höchstens noch nationaler Chauvinismus und eine Portion Leitkultur übrig. Es bleibt nicht bei<br />

verbaler Hetze. Täglich werden Unterkünfte angezündet, Geflüchtet angegriffen und HelferInnen<br />

massiv bedroht. Bei diesem perfiden Spiel darf die SPD nicht den geringsten Zweifel daran<br />

aufkommen lassen, auf welcher Seite sie steht.<br />

Die reine Zustandsbeschreibung von Sorgen und Ängsten in der Bevölkerung ist dabei nicht<br />

hilfreich, sondern irreführend. Gleichwohl wissen wir nicht erst seit den Mitte-Studien der<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung, dass aufgrund von Abstiegsängsten und –erfahrungen sowie sozialen<br />

Unsicherheiten der Nährboden für rechte Parolen und rassistische Stimmung besonders<br />

fruchtbar ist. Für eine sich als fortschrittlich und emanzipatorisch begreifende Bewegung wie die<br />

Sozialdemokratie, folgt das politische Handeln aber niemals linear der Angst oder dem<br />

Ressentiment. Stattdessen muss sie in der Lage sein, bestehende Ungerechtigkeiten zu<br />

beseitigen, Hass und Gewalt entschieden entgegen zu treten, Ängsten und Ressentiments aber<br />

einen eigenen solidarischen Gesellschaftsentwurf entgegenzustellen und dafür leidenschaftlich<br />

zu werben. Dieses Werben ist der Kampf um gesellschaftliche Hegemonie und diese definieren<br />

wir immer in dem was wird und niemals in dem was ist.<br />

Diesen eigenständigen Gesellschaftsentwurf sind wir zuletzt nicht nur im Umgang mit<br />

Geflüchteten schuldig geblieben. Das Versagen der europäischen Sozialdemokratie, keine<br />

gemeinsamen Vorschläge für die Lösung der Finanz- und Wirtschaftskrise zu erarbeiten, ist in<br />

doppelter Hinsicht verheerend. konservative und neoliberale PolitikerInnen haben es geschafft<br />

die Krise in eine Staatsschuldenkrise umzudeuten und durch die Austeritätspolitik viele<br />

europäische Staaten in einen Teufelskreis aus Sparen, Abbau des Sozialstaats,<br />

Konjunktureinbruch, sinkenden Einnahmen, Schulden und Massenarbeitslosigkeit zu treiben.<br />

Die europäische Bevölkerung und viele überzeugte EuropäerInnen verbinden die Europäische<br />

Union inzwischen nicht mehr mit Frieden, Wohlstand und Wachstum, sondern lediglich mit<br />

Krise. Dies führt zu einer großen Verunsicherung. Das Projekt Europa, das bislang unvollendet<br />

blieb, steht auf der Kippe. Und mit ihm die europäische Sozialdemokratie. Verwickelt in<br />

Rückzugsgefechte und eingekeilt zwischen neu entstehenden linken Bewegungen und Parteien<br />

auf der einen und den wachsenden rechtspopulistischen und faschistischen Bewegungen auf<br />

der anderen Seite, schafft es die Sozialdemokratie immer weniger, Überzeugungskraft zu<br />

entfalten. Die SPE muss deshalb endlich in die Offensive kommen. Das heißt keineswegs, sich<br />

von der Europäischen Union abzuwenden. Es ist richtig die Europäische Idee zu verteidigen.<br />

Das bedeutet aber nicht, dass wir die EU so lassen können, wie sie ist. Es ist falsch, die EU<br />

kritiklos zu verteidigen. Vielmehr braucht es endlich einen stärkeren Fokus auf die<br />

ökonomischen Grundlagen und der demokratischen Werte der europäischen Gemeinschaft.<br />

Europa muss für die Menschen wieder zum Synonym für eine gerechtere Zukunft werden. Und<br />

das wird es nur, wenn das Soziale Europa endlich mehr ist als ein Schlagwort. Wir sind bereit,<br />

die Auseinandersetzung um den politischen Charakter Europas und Europas Rolle in einer<br />

instabiler werdenden Welt aufzunehmen. Sich diesem längst schwelenden Richtungsstreit zu<br />

verweigern wäre unpolitisch und somit unverantwortlich. Wir wollen mehr. Wir wollen diese<br />

Gesellschaft bewegen. Wir wollen eine starke Bewegung sein und rufen allen, die sich mit dem<br />

Status Quo nicht zufrieden geben, zu: Bewegt Euch mit uns!<br />

Mut und Visionen – Fehlanzeige<br />

Für das bescheidene Abschneiden der SPD bei der letzten Bundestagswahl gibt es mehrere<br />

Gründe. Klar ist: Am Wahlprogramm und seinem wieder stärker gewordenen Fokus auf soziale<br />

Gerechtigkeit lag es nicht. Das bestätigen die Umfragen. Aus unserer Sicht fehlte und fehlt vor<br />

allem eine Gesamterzählung davon, welchen Gesellschaftsentwurf die SPD in den kommenden<br />

Jahren verfolgt. Glaubwürdiges Personal an der Spitze ist ebenfalls notwendig Es ist<br />

entscheidend für Deutungshoheit und Wahlerfolge, eine gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />

Alternative deutlich zu machen und sich von anderen Parteien – insbesondere der Union –<br />

abzugrenzen. Wählerinnen und Wähler müssen wissen, wofür es sich lohnt, wählen zu gehen.<br />

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