Dissertation für Umwandlung in PDF - Augustana-Hochschule ...

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ausgebreitet hatten, solche Gebundenheit immer noch
anzutreffen. Amulette wurden weiterhin gebraucht, und wenn
Christen untereinander in Streit gerieten, warfen sie sich
häufig gegenseitig Hexerei vor 26 .
Das geringe Bewusstsein der persönlichen Verantwortlichkeit
vor Gott fand sich auch bei afrikanischen Christen
in anderen Gebieten Tanganjikas. Unter dem Thema
"Kirchenzucht" wurde dieses Problem z. B. im Jahr 1938 beim
"1. Kirchen - Bundestag" des "Missionskirchenbundes auf
lutherischer Grundlage für Ostafrika " (MKB) verhandelt 27 .
Mit dem Bild vom Loskaufen eines Verurteilten wollte Krelle
Wohl verdeutlichen, dass Sünde nicht nur die Tat eines
willenlosen Objektes teuflischer Versuchung, sondern sehr
wohl auch die eines willenhaften und straffähigen Subjektes
ist.
Die Begriffe "Kirche" und "Volk" stellte Krelle nicht
gleichberechtigt nebeneinander, sondern in eine
Rangordnung. "Volksgemeinschaft" war für ihn der
"Glaubensgemeinschaft" zeitlich zwar vor -, inhaltlich aber
untergeordnet. Dabei orientierte sich Krelle wohl an Graul
und Warneck. Einheitliche Sprache und Kultur kennzeichneten
für Graul und Warneck ein Volk 28 . Darin waren sie Kinder und
Erben der deutschen Romantik, die nach dem Ende des in
Kleinstaaten zerfallenen Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation in all diesen Kleinstaaten das "deutsche
Volk" entdeckte.
Bei den Luguru war nach Krelles Beobachtung die
Volksgemeinschaft weniger wichtig als die Sippengemeinschaft.
Krelle sah die Luguru - Christen in der Gefahr,
auch gegen ihren Glauben den Gesetzen der Sippe zu folgen. Er
fand die Gebundenheit, die er bei den Saramo beobachtet
hatte, auch bei den Luguru. "Aufgehetzt von [der] Sippe" - so
sah es Krelle - zeigten
26
Krelle, Jahresbericht Usaramo 1931 (Archiv Berlin).
27
Protokoll Kirchenbundestag Kidugala 19.-24.7.38 [Archiv
Berlin).
28
Vgl. K. Fiedler, S. 20 ff.