Dissertation für Umwandlung in PDF - Augustana-Hochschule ...

Seite 57
legentlich islamische „Unterbeamte“ wegen religiöser „Agitation“
gemaßregelt wurden 53 .
Die Attraktivität der Islam bei der Bevölkerung lag in der offensichtlich
geachteten Position, die Moslems bei der Kolonialregierung einnahmen.
Überhaupt fühlten sich die heidnischen Inlandbewohner den muslimischen
Küstenleuten unterlegen 54 . Von diesen wurden sie oft als „schensi“, d. h.
Ungebildete, Barbaren, bezeichnet 55 . Auch war der Übergang von der
traditionellen Religion zum Islam leichter als zum Christentum. Statt einer
langen Vorbereitungszeit genügte die Beschneidung und das Bekenntnis zu
Allah als dem einzigen Gott und Mohammed als seinem Propheten, um als
Moslem anerkannt zu sein 56 , und damit als Anhänger der „modernen Religion“ 57 .
Die Polygamie konnte, wenn auch nach islamischen Vorschriften, beibehalten
werden. Wohl auch in diesen Zusammenhang gehört die Nachricht Mzuandas,
dass die Luguru um 1910 die Beschneidung von den Sagar einführten, die noch
eher als die Luguru Kontakt mit der Kolonialregierung gehabt hatten 58 .
Negativ wirkte sich für die Ausbreitung des Islam seine antieuropäische
Haltung aus, besonders nach dem Maji – Maji – Aufstand 1905, bei dem
islamische Häuptlinge führend gewesen waren. Die Kolonialregierung war
seitdem in ihrem Vertrauen auf das islamische Element in der Bevölkerung
und Beamtenschaft vorsichtiger 59 . Um sich während des Krieges die Loyalität
der islamischen Führer des Landes zu sichern, veranlasste die Regie-
53
Beide Zitate a. a. O., S. 2 (Archiv Berlin).
54
Bericht Bahnmission Okt. – Dez. 1910, vermutl. v. Gaarde (Archiv
Herrnhut).
55
Axenfeld, Gemeinsames Swaheliseminar, S. 1 (Archiv Berlin).
56
Bericht Bahnmission Okt. – Dez. 1910, vermutl. v. Gaarde (Archiv
Herrnhut).
57
Vgl. Meinhof, Islam, S. 1.
58
Nach Beidelman, Matrilineal Peoples, S. 32. Er bezieht sich auf Mzuanda,
Historia ya Uluguru.
59
Axenfeld, Bericht Usaramo, S. 3 f. (Archiv Berlin).