Dissertation für Umwandlung in PDF - Augustana-Hochschule ...

Seite 243
Zentrum Morogoros und hätten die Möglichkeit geboten,
die evangelische Kirche durch einen repräsentativen
Kirch – oder Gemeindehausbau nachhaltig ins Bewusstsein
der städtischen Bevölkerung zu rücken. In unmittelbarer
Nachbarschaft, beherrschend im Stadtbild, lagen zwei
Moscheen. Gut dreißig Jahre später war für eine
evangelische Kirche nur noch ein Vorstadtgrundstück zu
haben.
Das Interesse der BMG an Stadtarbeit war in diesen
Jahren offenkundig erlahmt. Niemand dachte mehr daran,
etwa zwei Missionare nach DAressalam zu senden, wie
Axenfeld 1912 gefordert hatte. Dass Krelle ab 1931 als
Superintendent von Usaramo nicht in Daressalam, sondern
in „Schlesien“ wohnte, zeigt ebenfalls, dass die BMG nun
einen anderen Missionsplan verfolgte.
Für die deutsche evangelische Missionsarbeit, ja die
protestantische Weltmission überhaupt, war dies die
Zeit, in der als neuer Gegner der Säkularismus neben den
Islam und andere Religionen trat. Auflösung des Glaubens
im weitesten Sinne, Zerstörung althergebrachter
kultureller Werte zugunsten einer internationalen
städtischen Einheitskultur, damit sahen sich die
Missionsgesellschaften konfrontiert, auch in ihren
Heimatländern 19 . In Deutschland fand eine Reaktion schon
vor dem Krieg außerhalb der Kirche etwa in der
Jugendbewegung statt. Ihre Anhänger waren sehr
aufgeschlossen für die Natur und die ländliche Kultur.
Auch die ebenfalls bereits vor dem Krieg entstandene
Dorfkirchenbewegung ist in diesem Zusammenhang zu
erwähnen. Nach dem Krieg waren noch mehr Deutsche
bereit, sich auf das Althergebrachte zu besinnen und
sich der eigenen Werte zu vergewissern. Denn nun mussten
sie sich mit der Behauptung auseinandersetzen, an diesem
barba-
19
Vgl. Lehmann, 150 Jahre, S. 140.