30.12.2012 Aufrufe

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Sigmund Freud'<br />

Das Abenteuer meiner geistigen Entwicklung h<strong>at</strong>te damit begonnen, daß<br />

ich Psychi<strong>at</strong>er wurde. In ahnungsloser Weise fing ich an, geisteskranke<br />

P<strong>at</strong>ienten klinisch, <strong>von</strong> außen her, zu beobachten. Dabei stieß ich auf<br />

psychische Vorgänge auffallender N<strong>at</strong>ur, die ich registrierte und klassifizierte,<br />

ohne das geringste Verständnis für ihre Inhalte, die als «p<strong>at</strong>hologisch»<br />

genügend bewertet erschienen. Im Laufe der Zeit konzentrierte sich mein<br />

Interesse immer mehr auf solche Kranke, an denen ich etwas Verstehbares<br />

erlebte, d. h. auf paranoide Fälle, manis ch-depressives Irresein und<br />

psychogene Störungen. Von Anfang meiner psychi<strong>at</strong>rischen Laufbahn an gewährten<br />

mir die Breuer-Freudschen Studien neben den Arbeiten Pierre Janets<br />

reiche Anregung. Vor allem waren mir die Freudschen Ansätze zu einer<br />

Methode der Traumanalyse und Trauminterpret<strong>at</strong>ion hilfreich für das<br />

Verständnis schizophrener Ausdrucksformen. Bereits 1900 h<strong>at</strong>te ich Freuds<br />

«Traumdeutung» gelesen 1 . Ich h<strong>at</strong>te das Buch wieder weggelegt, weil ich es<br />

noch nicht begriff. Mit fünfundzwanzig Jahren fehlten mir die Erfahrungen,<br />

um die Theorien Freuds nachzuprüfen. Das kam erst später. 1903 nahm ich<br />

die «Traumdeutung» noch einmal vor und entdeckte den Zusammenhang mit<br />

meinen eigenen Ideen. Was mich an dieser Schrift vor allem interessierte, war<br />

die Anwendung des aus der Neurosenpsychologie stammenden Begriffes<br />

«Verdrängungsmechanismus» auf das Gebiet des Traumes. Dies war mir<br />

wichtig, weil mir Verdrängungen bei meinen Wortassozi<strong>at</strong>ionsexperimenten<br />

häufig entge-<br />

1 Das Kapitel kann nur als Ergänzung der zahlreichen Schriften C. G. <strong>Jung</strong>s über<br />

Sigmund Freud und sein Werk aufgefaßt werden. Die meisten in Ges. Werke IV, 1969.<br />

Vgl. auch «Sigmund Freud als Kulturhistorische Erscheinung», 1932, und «Sigmund<br />

Freud: Ein Nachruf», 1939, in Ges. Werke XV, 1971.<br />

2 In seinem Nachruf auf Freud (Basler Nachrichten, l. Oktober 1939;<br />

in Ges. Werke XV, 1971) bezeichnete <strong>Jung</strong> dieses Werk als «epochemachend» und<br />

«wohl den kühnsten Versuch, der je gemacht wurde, auf dem scheinbar festen Boden<br />

der Empirie die Rätsel der unbewußten Psyche zu meistern . . . Für uns damals junge<br />

Psychi<strong>at</strong>er war es eine Quelle der Erleuchtung, während es für unsere älteren Kollegen<br />

ein Gegenstand des Spottes war.»<br />

151

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!