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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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Irrtum in meiner Einstellung begangen zu haben und dämm für den Unfall<br />

gewissermaßen selber verantwortlich zu sein. Aber wenn man den<br />

Individu<strong>at</strong>ionsweg geht, wenn man das Leben lebt, muß man auch den Irrtum<br />

in Kauf nehmen, sonst wäre das Leben nicht vollständig. Es gibt keine<br />

Garantie - in keinem Augenblick - daß wir nicht in einen Irrtum ger<strong>at</strong>en oder<br />

in eine tödliche Gefahr. Man meint vielleicht, es gäbe einen sicheren Weg.<br />

Aber das wäre der Weg der Toten. Dann geschieht nichts mehr oder auf<br />

keinen Fall das Richtige. Wer den sicheren Weg geht, ist so gut wie tot.<br />

Erst nach der Krankheit verstand ich, wie wichtig das Ja-sagen zum eigenen<br />

Schicksal ist. Denn auf diese Weise ist ein Ich da, das auch dann nicht<br />

versagt, wenn Unbegreifliches geschieht. Ein Ich, das aushält, das die<br />

Wahrheit erträgt, und das der Welt und dem Schicksal gewachsen ist. Dann<br />

h<strong>at</strong> man mit einer Niederlage auch einen Sieg erlebt. Es wird nichts gestört -<br />

weder außen noch innen;<br />

denn die eigene Kontinuität h<strong>at</strong> dem Strom des Lebens und der Zeit<br />

standgehalten. Aber das kann nur geschehen, wenn man sich nicht vorwitzig<br />

in die Absichten des Schicksals einmischt.<br />

Ich habe auch eingesehen, daß man das in einem selbst sich ereignende<br />

Denken als etwas t<strong>at</strong>sächlich Vorhandenes annehmen muß, jenseits aller<br />

Bewertung. Die K<strong>at</strong>egorien <strong>von</strong> wahr und falsch sind zwar stets vorhanden,<br />

stehen aber als unverbindlich daneben; denn das Vorhandensein der<br />

<strong>Gedanken</strong> ist wichtiger als ihre subjektive Beurteilung. Als vorhandene<br />

<strong>Gedanken</strong> sind aber auch Urteile nicht zu unterdrücken, da sie mit zur<br />

Erscheinung der Ganzheit gehören.<br />

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