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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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linge erworben h<strong>at</strong>ten, vor seiner Hütte geschlachtet und für unser Diner<br />

vorzügliche mutton-chops hergerichtet. Als wir nach dem Essen noch<br />

rauchend ums Feuer herumsaßen, hörten wir aus der Ferne, dann näher<br />

kommend, seltsame Töne. Es klang bald wie das Brummen <strong>von</strong> Bären, bald<br />

wie das Bellen und Gejaule <strong>von</strong> Hunden, bald waren es schrille Töne, wie<br />

Geschrei und hysterisches Gelächter - mein erster Eindruck war: ein<br />

komischer Akt bei Barnum and Bailey. Bald aber wurde die Szene<br />

bedrohlicher: wir waren auf allen Seiten <strong>von</strong> einem großen Pack hungriger<br />

Hyänen umgeben, die offenbar das Schafblut gerochen h<strong>at</strong>ten. Sie vollführten<br />

ein Höllenkonzert, und man sah im Schein des Feuers ihre Lichter im hohen<br />

Elephantengras funkeln.<br />

Trotz unserer überlegenen Kenntnis <strong>von</strong> der N<strong>at</strong>ur der Hyänen, die den<br />

Menschen angeblich nicht angreifen, waren wir unserer Sache nicht allzu<br />

sicher, namentlich als plötzlich hinter dem Rasthaus ein entsetzliches<br />

Menschengeschrei ertönte. So griffen wir nach unserer Artillerie (ein 9-mm-<br />

Mannlicher-Gewehr und eine Schrotflinte) und feuerten einige Schüsse in<br />

Richtung der funke lnden Lichter, als unser Koch in höchster Panik in unsere<br />

Mitte stürzte und meldete, daß eine «fizi» (Hyäne) in seine Hütte gekommen<br />

sei und ihn beinahe getötet hätte. Das ganze Lager war in Aufruhr. Das<br />

erschreckte die Hyänengesellschaft offenbar dermaßen, daß sie unter<br />

lärmendem Protest das Lokal verließ. Der Rest der Nacht verlief, nach<br />

anfänglich lang anhaltendem Gelächter in den Mannschaftsquartieren,<br />

störungslos und ruhig. Anderntags kam in der Frühe der lokale Häuptling mit<br />

dem Geschenk <strong>von</strong> zwei Hühnern und einem Korb voll Eiern und flehte uns<br />

an, noch einen Tag zu bleiben, um die Hyänen zu schießen. Sie hätten<br />

nämlich tags zuvor einen schlafenden älteren Mann aus seiner Hütte gezerrt<br />

und aufgefressen - de Africa nihil certum!<br />

Mit Tagesanbruch setzt en wiederum Salven <strong>von</strong> Gelächter im Quartier der<br />

Boys ein. Der Grund hierfür war, daß sie ein Schauspiel aufführten, welches<br />

die Ereignisse der Nacht wiederholte. Einer stellte den schlafenden Koch dar<br />

und einer der Sold<strong>at</strong>en die anschleichende Hyäne, die sich dem Schlafenden<br />

mörderisch näherte. Dieses Drama wurde zum Entzücken des Publikums, ich<br />

weiß nicht wie oft, wiederholt.<br />

Von diesem Moment an trug der Koch den Übernamen «fizi». Wir drei<br />

Weißen h<strong>at</strong>ten bereits unsere «trademarks». Mein Freund, der Engländer, galt<br />

als «Rothals» bzw. als der «mit dem<br />

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