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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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ung, und eines seiner Gedichte wurde in das «Teutsche Liederbuch»<br />

aufgenommen.<br />

Seine Jugend fiel in eine politisch bewegte Zeit. Als junger Mann machte<br />

er bei den Turnern des «Turnv<strong>at</strong>ers» Jahn (1778-1852) mit und nahm auch am<br />

großen Wartburgfest teil *. Hier t<strong>at</strong>en die Studenten aus ganz Deutschland<br />

ihren Wunsch nach einem freien und geeinten Deutschland kund. Als zwei<br />

Jahre später der mit <strong>Jung</strong> befreundete Theologiestudent und Burschenschafter<br />

Karl Ludwig Sand (geb. 1795) den wegen seiner reaktionären Gesinnung und<br />

als Spion verpönten deutschen Dichter und russischen Sta<strong>at</strong>sr<strong>at</strong> August<br />

Kotzebue (1761-1819) ermordete, wurden alle Burschenschaften und<br />

Turnvereine unterdrückt. Zahlreiche freiheitlich gesinnte Akademiker wurden<br />

als «Demagogen» verhaftet. Unter ihnen auch Carl Gustav <strong>Jung</strong>, in dessen<br />

Besitz die Polizei ein Geschenk des Mörders fand, nämlich einen Hammer für<br />

mineralogische Untersuchungen. (In den Berichten ist bezeichnenderweise<br />

immer <strong>von</strong> einem Beil die Rede!) Er wurde in der Berliner Hausvogtei in Haft<br />

gesetzt, nach dreizehn Mon<strong>at</strong>en ohne jedes Gerichtsurteil entlassen und aus<br />

Preußen ausgewiesen. Da er als ehemaliger «Demagoge» auch im übrigen<br />

Deutschland keine ihm zusagende Arbeitsmöglichkeit fand, ging er 1821 nach<br />

Paris, der damals bedeutendsten europäischen Forschungsstätte für Medizin.<br />

Dort begegnete er dem großen N<strong>at</strong>urforscher Alexander <strong>von</strong> Humboldt (1769-<br />

1859), der ihn zunächst an die chirurgische Abteilung des Hotel Dieu in Paris<br />

empfahl. Dort konnte Carl Gustav <strong>Jung</strong> als Chirurg arbeiten und sich<br />

weiterbilden.<br />

Das erste Zusammentreffen mit Humboldt wird in verschiedenen<br />

Versionen überliefert. Nach der Tradition der Familie traf Humboldt den<br />

jungen Mann hungernd auf einer Bank im Freien und nahm sich seiner an. So<br />

h<strong>at</strong> es mir auch <strong>Jung</strong> erzählt. In einer <strong>von</strong> M. H. Koelbing als «Dichtung und<br />

Wahrheit» bezeichneten Darstellung des Arztes Hermann Reimer 8 heißt es,<br />

sein Schwiegerv<strong>at</strong>er Carl<br />

1 Oktober 1817, revolutionäres akademisches Erinnerungsfest an die Reform<strong>at</strong>ion<br />

(1517) und die Schlacht <strong>von</strong> Leipzig (1813), veranstaltet <strong>von</strong> den Jenenser<br />

Burschenschaften.<br />

3 Hermann Reimer war der Sohn des Buchhändlers und Verlegers in Berlin. Er<br />

heir<strong>at</strong>ete die Tochter Carl Gustav <strong>Jung</strong>s aus dessen erster Ehe mit Virginie de Lassauix.<br />

<strong>Jung</strong> erwähnt seinen Besuch bei Frau Dr. Reimer in Stuttgart nach seinem<br />

Sta<strong>at</strong>sexamen 1900, oben pag. 118. Das folgende Zit<strong>at</strong> entnehme ich dem bereits<br />

erwähnten Aufs<strong>at</strong>z <strong>von</strong> Koelbing «Wie Carl Gustav <strong>Jung</strong> Basler Professor wurde».<br />

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