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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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Gustav <strong>Jung</strong> sei «bei einem <strong>von</strong> dem großen Chirurgen Dupuytren gegebenen<br />

Festessen <strong>von</strong> einem ihm unbekannten, würdigen Herrn mittleren Alters<br />

angesprochen und aufgefordert worden, ihm nach Tisch in seine Wohnung zu<br />

folgen, weil er ihm einen Vorschlag zu machen habe. Blindlings folgte <strong>Jung</strong><br />

dieser Aufforderung und er kam erst wieder zur Besinnung, als sein Gönner in<br />

seinem Arbeitszimmer ihm sagte, es handle sich um eine Professur für<br />

An<strong>at</strong>omie und Chirurgie an der Universität Basel, falls er Lust hätte. Jetzt<br />

konnte er nicht mehr an sich halten, sondern raffte sich zu der Frage auf, wem<br />

er so viel Güte und dieses Glück zu verdanken habe. Darauf jener: .Der Name<br />

tut nichts zur Sache, ich heiße Alexander <strong>von</strong> Humboldt.'» - H. Reimer fügte<br />

bei: «Die Kenntnis <strong>von</strong> <strong>Jung</strong>s Erlebnissen konnte A. v. H. daher haben, daß er<br />

in literarischer Beziehung häufig mit meinem V<strong>at</strong>er zu tun h<strong>at</strong>te, aber auch<br />

<strong>von</strong> seinem Bruder Wilhelm, der mißmutig 1819 seinen Ministerposten<br />

verließ.»<br />

Wie es auch immer mit der Wahrheit der Anekdoten bestellt sein mag,<br />

T<strong>at</strong>sache ist, daß Humboldt den jungen Arzt zuerst (1821) an die Berner<br />

Akademie empfahl, und als dieser Plan fehlschlug, ein Jahr später an die<br />

Universität Basel.<br />

Die Verhältnisse an der Universität Basel lagen aus politischen und<br />

verwaltungstechnischen Gründen sehr im argen. Von 1806 bis 1814 h<strong>at</strong>te<br />

keine einzige Doktor-Promotion st<strong>at</strong>tgefunden. Der An<strong>at</strong>om und Botaniker<br />

Johann Jakob Burckhardt war während mehrerer Jahre der einzige Dozent der<br />

Medizinischen Fakultät und hielt sein Kolleg vor einem einzigen<br />

Medizinstudenten und einigen Barbiergesellen. 1818 wurden Gesetze zu einer<br />

großzügigen Reorganis<strong>at</strong>ion der Universität erlassen und die Zahl der<br />

Professoren an der Medizinischen Fakultät auf vier festgesetzt. Als sich <strong>Jung</strong><br />

um den Lehrstuhl für An<strong>at</strong>omie, Chirurgie und Geburtshilfe bewarb, wurde er<br />

1822 als Dozent berufen und nach einem Semester zum Ordinarius gewählt.<br />

So kam die Familie <strong>Jung</strong> in die Schweiz.<br />

<strong>Jung</strong> setzte sich zeit seines Lebens unermüdlich und mit großem Erfolg für<br />

den Ausbau der Medizinischen Fakultät und der Medizinischen Anstalten in<br />

Basel ein. Als erstes reorganisierte er den An<strong>at</strong>omieunterricht. Ausbau und<br />

Erweiterung des «Bürgerspitals» (1842) sind zum großen Teil ihm zu<br />

verdanken, später gründete er die «Anstalt zur Hoffnung» für schwachsinnige<br />

Kinder. Für uns ist seine Forderung nach einer psychi<strong>at</strong>rischen Anstalt<br />

interessant. In einem später anonym gedruckten Vortrag heißt es: «In unserem<br />

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