30.12.2012 Aufrufe

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

alttestamentarischer Name Samuel gut zu ihm gepaßt haben. Er glaubte noch,<br />

daß man im Himmel hebräisch rede, und h<strong>at</strong> sich darum mit größtem Eifer<br />

dem Studium der hebräischen Sprache gewidmet. Er war nicht nur<br />

hochgelehrt, sondern h<strong>at</strong>te einen ausgesprochen poetischen Sinn; doch war er<br />

ein etwas eigenart iger Mensch, der sich ständig <strong>von</strong> Geistern umgeben<br />

glaubte. Meine Mutter h<strong>at</strong> mir oft erzählt, wie sie sich hinter ihn setzen<br />

mußte, wenn er seine Predigten schrieb. Er konnte es nicht leiden, daß,<br />

während er studierte, Geister hinter seinem Rücken vorbeigingen und störten!<br />

Wenn ein Lebender hinter ihm saß, so wurden die Geister verscheucht!»<br />

Über seine Frau, Augusta Preiswerk, <strong>Jung</strong>s Großmutter mütterlicherseits,<br />

existieren viele Geschichten. Mit achtzehn Jahren erkrankte sie schwer bei der<br />

Pflege eines scharlachkranken Bruders und war sechsunddreißig Stunden lang<br />

scheintot. Der Schreiner h<strong>at</strong>te schon den Sarg ins Haus gebracht, als ihre<br />

Mutter, die an ihren Tod nicht glauben konnte, sie mit einem an den Nacken<br />

gehaltenen Bügeleisen ins Leben zurückrief. «Gustele», so wurde sie genannt,<br />

h<strong>at</strong>te das zweite Gesicht, was ihre Familie mit dem Ereignis ihres Scheintodes<br />

in Zusammenhang brachte. Sie starb mit sie -benundfünfzig Jahren.<br />

C. G. <strong>Jung</strong>s Frau Emma (1882-1955) stammte aus der Industriellenfamilie<br />

Rauschenbach in SchafFhausen. In dem Kapitel über seine Kindheit erzählt<br />

<strong>Jung</strong>, daß sein V<strong>at</strong>er in der Zeit seiner Laufener Pfarrtätigkeit (1875-1879)<br />

mit der Familie Schenk, der auch seine zukünftige Schwiegermutter, die<br />

nachmalige Frau Berta Rauschenbach angehörte, befreundet war, und daß<br />

diese ihn gelegentlich - er war damals vier Jahre alt - spazieren führte.<br />

Über die erste Begegnung mit seiner Frau Emma erzählte <strong>Jung</strong>:<br />

«Ich h<strong>at</strong>te einen Studienfreund, dessen Familie in Schaffhausen wohnte.<br />

Als ich ihn einmal <strong>von</strong> Basel aus besuchen wollte - es war nach dem Tode<br />

meines V<strong>at</strong>ers, 1896 - sagte meine Mutter: .Wenn du deinen Freund in<br />

Schaffhausen besuchst, geh doch auch zu Frau Rauschenbach, die wir als<br />

junges Mädchen gekannt haben.' Das t<strong>at</strong> ich, und wie ich ins Haus tr<strong>at</strong>, sah ich<br />

auf der Treppe ein Mädchen stehen, etwa vierzehn Jahre alt, mit Zöpfen. Da<br />

wußte ich:<br />

Das ist meine Frau! Ich war tief erschüttert da<strong>von</strong>; denn ich h<strong>at</strong>te sie ja nur<br />

einen kurzen Augenblick gesehen, aber sofort mit absoluter Sicherheit<br />

gewußt, daß sie meine Frau würde. Ich erinnere<br />

406

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!