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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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führte - eine L<strong>at</strong>erna magica. In etwa sechzig bis siebzig Metern Entfernung<br />

stand sie in der Luft still und zielte direkt auf mich. Ich erwachte mit dem<br />

Gefühl der Verwunderung. Noch halb im Traum ging es mir durch den Kopf:<br />

Wir denken immer, daß die UFOs unsere Projektionen seien. Nun zeigt es<br />

sich, daß wir ihre Projektionen sind. Ich werde <strong>von</strong> der L<strong>at</strong>erna magica als C.<br />

G. <strong>Jung</strong> projiziert. Aber wer manipuliert den Appar<strong>at</strong>?<br />

Über das Problem der Beziehung <strong>von</strong> Selbst und Ich h<strong>at</strong>te ich schon einmal<br />

geträumt. In jenem früheren Traum befand ich mich auf der Wanderschaft.<br />

Auf einer kleinen Straße ging ich durch eine hügelige Landschaft, die Sonne<br />

schien, und ich h<strong>at</strong>te einen weiten Ausblick ringsum. Da kam ich an eine<br />

kleine Wegkapelle. Die Tür war angelehnt, und ich ging hinein. Zu meinem<br />

Erstaunen befand sich auf dem Altar kein Muttergottesbild und auch kein<br />

Crucifix, sondern nur ein Arrangement aus herrlichen Blumen. Dann aber sah<br />

ich, daß vor dem Altar, auf dem Boden, mir zugewandt, ein Yogin saß - im<br />

Lotus-Sitz und in tiefer Versenkung. Als ich ihn näher anschaute, erkannte<br />

ich, daß er mein Gesicht h<strong>at</strong>te. Ich erschrak zutiefst und erwachte an dem<br />

<strong>Gedanken</strong>: Ach so, das ist der, der mich meditiert. Er h<strong>at</strong> einen Traum, und<br />

das bin ich. Ich wußte, daß wenn er erwacht, ich nicht mehr sein werde.<br />

Diesen Traum h<strong>at</strong>te ich nach meiner Krankheit 1944. Er stellt ein Gleichnis<br />

dar: mein Selbst begibt sich in die Versenkung, sozusagen wie ein Yogin, und<br />

meditiert meine irdische Gestalt. Man könnte auch sagen: es nimmt<br />

menschliche Gestalt an, um in die dreidimensionale Existenz zu kommen, wie<br />

wenn sich jemand in einen Taucheranzug kleidet, um ins Meer zu tauchen.<br />

Das Selbst begibt sich der jenseitigen Existenz in einer religiösen Einstellung,<br />

worauf auch die Kapelle im Traumbild weist. In der irdischen Gestalt kann es<br />

die Erfahrungen der dreidimensionalen Welt machen und sich durch größere<br />

Bewußtheit um ein weiteres Stück verwirklichen.<br />

Die Gestalt des Yogin würde gewissermaßen meine unbewußte praen<strong>at</strong>ale<br />

Ganzheit darstellen und der ferne Osten, wie das in <strong>Träume</strong>n häufig der Fall<br />

ist, einen uns fremden, dem Bewußtsein entgegengesetzten psychischen<br />

Zustand. Wie die L<strong>at</strong>erna magica, «projiziert» auch die Medit<strong>at</strong>ion des Yogin<br />

meine empirische Wirklichkeit. In der Regel werden wir aber dieses<br />

Kausalzusammenhanges in umgekehrter Richtung gewahr: wir entdecken in<br />

den Pro -<br />

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