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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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Glossar<br />

Alchemie. Die ältere Chemie, in der sich die experimentelle Chemie im heutigen<br />

Sinn mit allgemeinen, bildhaft -intuitiven, teils religiösen Spekul<strong>at</strong>ionen über die N<strong>at</strong>ur<br />

und den Menschen vermischt fand. In das Unbekannte des Stoffes wurden viele<br />

Symbole projiziert, die wir als Inhalte des Unbewußten erkennen. Der Alchemist suchte<br />

«das Geheimnis Gottes» im unbekannten Stoff und geriet dadurch auf Verfahren und<br />

Wege, welche denen der heutigen Psychologie des Unbewußten gleichen. Auch diese<br />

sieht sich einem unbekannten objektiven Phänomen — dem Unbewußten — gegenübergestellt.<br />

Die philosophische Alchemie des Mittelalters muß geistesgeschichtlich als eine<br />

vom Unbewußten ausgehende, kompens<strong>at</strong>orische Bewegung zum Christentum<br />

verstanden werden; denn der Gegenstand alchcmistischer Medit<strong>at</strong>ionen und Technik —<br />

das Reich der N<strong>at</strong>ur und des Stoffes — h<strong>at</strong>te im Christentum keinen Ort und keine<br />

adaequ<strong>at</strong>e Bewertung gefunden, sondern galt als das zu Überwindende. So ist die<br />

Alchemie eine Art dunkeln, primitiven Spiegelbildes der christlichen Bilder- und<br />

<strong>Gedanken</strong>welt, wie <strong>Jung</strong> in «Psychologie und Religion» anhand der Analogie zwischen<br />

der alchemisti-sehen Zentralvorstellung des Steines, des «lapis», und Christus<br />

nachweisen konnte. Typisch für die Sprache der Alchemisten ist das symbolische Bild<br />

und das Paradox. Beides entspricht der unfaßlichen N<strong>at</strong>ur des Lebens und der<br />

unbewußten Psyche. Darum heißt es z. B., der Stein sei kein Stein (d. h. er ist zugleich<br />

ein geistig-religiöser Begriff), oder der alchemistische Mercu-rius, der Geist im Stoff,<br />

sei evasiv, flüchtig wie ein Hirsch, denn er ist ungreifbar. «Er h<strong>at</strong> tausend Namen.»<br />

Keiner drückt sein Wesen ganz aus — wie auch keine Definition das Wesen eines<br />

psychischen Begriffes eindeutig zu umreißen imstande ist.<br />

Amplifik<strong>at</strong>ion. Erweiterung und Vertiefung eines Traumbildes durch gerichtete<br />

Assozi<strong>at</strong>ionen (s.d.) und mit Parallelen aus der menschlichen Symbol- und<br />

Geistesgeschichte (Mythologie, Mystik, Folklore, Religion, Ethnologie, Kunst usw.),<br />

wodurch sich sein Sinn der Deutung erschließt.<br />

Anima und Animus. Personifik<strong>at</strong>ionen einer weiblichen N<strong>at</strong>ur im Unbewußten des<br />

Mannes und einer männlichen N<strong>at</strong>ur im Unbewußten der Frau. Diese psychische<br />

Doppelgeschlechtlichkeit entspricht der biologischen T<strong>at</strong>sache, daß es die größere<br />

Anzahl <strong>von</strong> männlichen (weiblichen) Genen sind, welche den Ausschlag bei der<br />

Bestimmung des männlichen (weiblichen) Geschlechtes geben. Die kleinere Anzahl der<br />

gegengeschlechtlichen Genen scheinen einen gegengeschlechtlichen Charakter zu<br />

bilden, welcher aber infolge seiner Unterlegenheit gewöhnlich unbewußt bleibt.<br />

e.G. JUNG: «Jeder Mann trägt das Bild der Frau <strong>von</strong> jeher in sich, nicht das Bild<br />

dieser bestimmten Frau, sondern einer bestimmten Frau. Dieses<br />

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