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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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tete einer seiner Enkel dort als Psychi<strong>at</strong>er. Die Gespräche h<strong>at</strong>ten in <strong>Jung</strong>s<br />

Haus in Küsnacht st<strong>at</strong>tgefunden.<br />

<strong>Jung</strong> h<strong>at</strong> das Manuskript durchgelesen und genehmigt. Gelegentlich h<strong>at</strong> er<br />

Stellen korrigiert und Ergänzungen vorgeschlagen oder selber angebracht.<br />

Umgekehrt habe ich die <strong>von</strong> ihm geschriebenen Kapitel aus den Protokollen<br />

unserer Gespräche ergänzt, seine oft nur stichwortartigen Andeutungen<br />

ausgearbeitet und Wiederholungen ausgemerzt. Je weiter das Buch fortschritt,<br />

desto stärker wurde die Amalgamierung zwischen seiner und meiner Arbeit.<br />

Die Entstehungsweise des Buches formte in gewisser Beziehung auch den<br />

Inhalt. Das Gespräch oder die spontane Erzählung tragen den Charakter des<br />

Improvisierten, und diesen Charakter trägt auch die «Autobiographie». Die<br />

Kapitel sind Streiflichter, die das äußere Leben <strong>Jung</strong>s und sein Werk nur<br />

flüchtig erhellen. Dafür vermitteln sie die Atmosphäre seiner geistigen Welt<br />

und das Erleben eines Menschen, dem die Seele echteste Wirklichkeit<br />

bedeutete. Nach äußeren Dingen habe ich <strong>Jung</strong> oft vergeblich gefragt; nur die<br />

geistige Essenz des Gelebten war ihm unvergeßlich und der Mühe des<br />

Erzählens wert.<br />

Wesentlicher als die formalen Schwierigkeiten der Gestaltung waren<br />

andere, mehr persönlicher N<strong>at</strong>ur. <strong>Jung</strong> äußerte sich darüber in einem Brief an<br />

einen Freund aus seiner Studentenzeit. Dieser h<strong>at</strong>te ihn gebeten, seine<br />

Jugenderinnerungen aufzuzeichnen. Der Briefwechsel fand Ende 1957 st<strong>at</strong>t.<br />

«.. .Du hast ganz recht! Wenn man alt ist, wird man in Ju -<br />

genderinnerungep zurückgeholt <strong>von</strong> Innen und <strong>von</strong> Außen. Schon vor dreißig<br />

Jahren wurde ich einmal <strong>von</strong> meinen Schülern veranlaßt, eine Darstellung<br />

da<strong>von</strong> zu geben, wie ich zu meiner Auffassung des Unbewußten gelangt sei.<br />

Ich habe dies damals in Form eines Seminars getan. In letzter Zeit wurde ich<br />

verschiedentlich angeregt, etwas wie eine .Autobiographie' <strong>von</strong> mir zu geben.<br />

So etwas konnte ich mir schon gar nicht vorstellen. Ich kenne zu viele<br />

Autobiographien und deren Selbsttäuschungen und Zwecklügen und weiß<br />

zuviel <strong>von</strong> der Unmöglichkeit einer Selbstbeschreibung, als daß ich es wagen<br />

könnte, selbst Versuche in dieser Hinsicht anzustellen.<br />

Neuerdings bin ich nun nach autobiographischen Inform<strong>at</strong>ionen ausgefragt<br />

worden und habe bei dieser Gelegenheit entdeckt, daß in meinem<br />

Erinnerungsm<strong>at</strong>erial gewisse objektive Probleme stecken,<br />

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