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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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Da ich geneigt bin, das Zufällige, das an mich kommt, zu akzeptieren, hieß<br />

ich die Dame in unserer Dreimännergruppe willkommen. Da sie sportlich und<br />

tapfer war, erwies sie sich als nützliche Kompens<strong>at</strong>ion unserer einseitigen<br />

Männlichkeit. Als mein jüngerer Freund später an einem gefährlichen Anfall<br />

tropischer Malaria erkrankte, waren wir dankbar für ihre Erfahrungen, die sie<br />

als Krankenschwester im ersten Weltkrieg erworben h<strong>at</strong>te.<br />

Nach unserem Hyänenabenteuer zogen wir ungeachtet der Bitten des<br />

Häuptlings weiter. Das Terrain war leicht ansteigend. Die Anzeichen tertiärer<br />

Lavaströme mehrten sich. Wir kamen durch herrliche Urwaldstreifen mit<br />

riesigen Nandi-Flame-Bäumen, die <strong>von</strong> flammendroten Blüten übersät waren.<br />

Riesige Käfer und noch größere farbenreiche Schmetterlinge belebten<br />

Waldränder und Lichtungen. Äste wurden <strong>von</strong> neugierigen Affen geschüttelt.<br />

Bald befanden wir uns «miles from anywhere» im Busch. Es war eine<br />

paradiesische Welt. Die Gegend bestand vor allem aus flacher Savanne mit<br />

durchwegs hochrotem Boden. Wir marschierten meist auf den<br />

Eingeborenenpfaden, die sich in auffallend engen Windungen, d. h. mit<br />

kurzem Kurvenradius <strong>von</strong> drei bis sechs Metern durch den Busch<br />

schlängelten.<br />

Unser Weg führte uns in die Nandiregion und durch den Nandi-forest,<br />

einen beträchtlichen Urwaldkomple x. Ohne Zwischenfälle erreichten wir ein<br />

Rasthaus am Fuß des Mt. Elgon, der schon seit Tagen über uns emporwuchs.<br />

Hier begann der Aufstieg auf einem schmalen Pfad. Wir wurden vom lokalen<br />

Häuptling, dem Sohn eines Medizinmannes, des «laibon», begrüßt. Er ritt ein<br />

Pony, das einzige Pferd, das wir bisher angetroffen h<strong>at</strong>ten. Von ihm vernahm<br />

ich, daß sein Stamm zu den Masai gehörte, jedoch <strong>von</strong> diesen abgetrennt ein<br />

Sonderdasein an den Abhängen des Mt. Elgon führte.<br />

Nach einigen Stunden Aufstieg erreichten wir eine schöne weite Lichtung,<br />

durchflossen <strong>von</strong> einem klaren, kühlen Bächlein mit einem etwa 3 m hohen<br />

Wasserfall, dessen Becken wir zu unserem Badepl<strong>at</strong>z erkoren. Unser<br />

Lagerpl<strong>at</strong>z lag in einiger Entfernung auf einem sanften, trockenen Abhang,<br />

besch<strong>at</strong>tet <strong>von</strong> Schirmakazien. In der Nähe befand sich ein Negerkral. Er<br />

bestand aus ein paar Hütten und einer Boma, einem <strong>von</strong> einer Hecke aus<br />

Wait -a-bit -thorn umzäunten Pl<strong>at</strong>z. Mit dem Häuptling konnte ich mich auf<br />

Suaheli verständigen.<br />

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