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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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einbarkeit mit der bewußt gewählten Lebensform nicht gelebt werden und sich zu einer<br />

rel<strong>at</strong>iv autonomen Teilpersönlichkeit mit konträren Tendenzen im Unbewußten<br />

zusammenschließen. Der Sch<strong>at</strong>ten verhält sich zum Bewußtsein kompens<strong>at</strong>orisch, seine<br />

Wirkung kann darum ebensogut neg<strong>at</strong>iv wie positiv sein. Als Traumfigur h<strong>at</strong> der<br />

Sch<strong>at</strong>ten das gleiche Geschlecht wie der <strong>Träume</strong>r. Als Teil des persönlichen<br />

Unbewußten (s. d.) gehört der Sch<strong>at</strong>ten zum Ich; aber als Archetypus (s. d.) des<br />

«Widersachers» zum kollektiven Unbewußten (s.d.). Die Bewußtmachung des<br />

Sch<strong>at</strong>tens ist die Anfangsarbeit der Analyse. Übersehen und Verdrängen des Sch<strong>at</strong>tens,<br />

sowie Identifizierung des Ich mit ihm kann zu gefährlichen Dissozi<strong>at</strong>ionen führen. Da<br />

der Sch<strong>at</strong>ten der Instinktwelt nahe steht, ist seine dauernde Berücksichtigung<br />

unerläßlich.<br />

C. G. JUNG: «Die Figur des Sch<strong>at</strong>tens personifiziert alles, was das Subjekt nicht<br />

anerkennt und was sich ihm doch immer wieder — direkt oder indirekt. — aufdrängt,<br />

also z. B. minderwertige Charakterzüge und sonstige unvereinbare Tendenzen.»<br />

(Bewußtsein, Unbewußtes und Individu<strong>at</strong>ion, 1939, in Ges. Werke IX/1, 1976, Die<br />

Archetypen und das kollektive Unbewußte, pag.302.)<br />

«Der Sch<strong>at</strong>ten ist... jene verhüllte, verdrängte, meist minderwertige und schuldhafte<br />

Persönlichkeit, welche mit ihren letzten Ausläufern bis ins Reich der tierischen Ahnen<br />

hinaufreicht und so den ganzen historischen Aspekt des Unbewußten umfaßt. .. Wenn<br />

man bis dahin der Meinung war, daß der menschliche Sch<strong>at</strong>ten die Quelle alles Übels<br />

sei, so kann man nunmehr bei genauerer Untersuchung entdecken, daß der unbewußte<br />

Mensch, eben der Sch<strong>at</strong>ten, nicht nur aus moralisch verwerflichen Tendenzen besteht,<br />

sondern auch eine Reihe guter Qualitäten aufweist, nämlich normale Instinkte,<br />

zweckmäßige Reaktionen, wirklichkeitsgetreue Wahrnehmungen, schöpferische<br />

Impulse u. a. m.» (Ges. Werke IX/2, 1976. Aion, pag. 281 f.)<br />

Seele, C. G. JUNG: «Wenn die Psyche des Menschen etwas ist, so ist sie unabsehbar<br />

kompliziert und <strong>von</strong> einer unbeschränkten Mannigfaltigkeit, der mit bloßer<br />

Triebpsychologie unmöglich beizukommen ist. Ich kann nur in tiefster Bewunderung<br />

und Ehrfurcht anschauend stille stehn vor den Abgründen und Höhen seelischer N<strong>at</strong>ur,<br />

deren unräumliche Welt eine unermeßliche Fülle <strong>von</strong> Bildern birgt, welche<br />

Jahrmillionen lebendiger Entwicklung aufgehäuft und organisch verdichtet h<strong>at</strong>. Mein<br />

Bewußtsein ist wie ein Auge, das fernste Räume in sich faßt, das psychische Nicht-Ich<br />

aber ist das, was diesen Raum unräumlich erfüllt. Und diese Bilder sind nicht blasse<br />

Sch<strong>at</strong>ten, sondern mächtig wirkende seelische Bedingungen, die wir nur mißverstehen,<br />

aber niemals durch Leugnung ihrer Macht berauben können. Neben diesen Eindruck<br />

vermöchte ich nur noch den Anblick des gestirnten nächtlichen Himmels stellen; denn<br />

das Aequivalent der Welt innen ist nur die Welt außen, und wie ich diese Welt durch<br />

das Medium des Körpers erreiche, so erreiche ich jene Welt durch das Medium der<br />

Seele.» (Einführung zu W. Kranefeld «Die Psychoanalyse», 1930, in Ges. Werke IV,<br />

1969, Freud und die Psychoanalyse, pag. 381.)<br />

«Es wäre eine Blasphemie zu behaupten, daß Gott sich überall offenbaren könne,<br />

nur gerade nicht in der menschlichen Seele. Ja, die Innigkeit der Beziehung zwischen<br />

Gott und Seele schließt jede Minderbewertung der Seele<br />

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