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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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Immer blieb ein Rest Skepsis, und es blieb die Scheu vor der zukünftigen<br />

Leserschaft. Er betrachtete das Erinnerungsbuch nicht als ein<br />

wissenschaftliches Werk und auch nicht als ein Buch <strong>von</strong> ihm, sondern er<br />

sprach und schrieb <strong>von</strong> «Aniela Jaffés Unternehmung», zu der er Beiträge<br />

geliefert habe. Auf seinen Wunsch wird es nicht in die Reihe der<br />

«Gesammelten Werke» aufgenommen.<br />

Besonders zurückhaltend war <strong>Jung</strong> in den Berichten über Begegnungen, sei<br />

es mit bekannten Persönlichkeiten, sei es mit nahestehenden Menschen,<br />

seinen Freunden. «Ich habe mit vielen berühmten Menschen meiner Zeit<br />

gesprochen, mit den Großen der Wissenschaft und Politik, mit<br />

Forschungsreisenden, Künstlern und Schriftstellern, Fürstlichkeiten und<br />

Finanzgrößen, aber wenn ich ehrlich bin, muß ich sagen, daß nur wenige<br />

solcher Begegnungen mir zum Erlebnis geworden sind. Wir waren wie<br />

Schiffe auf hoher See, die gegenseitig die Flagge senkten. Meist h<strong>at</strong>ten diese<br />

Menschen auch ein Anliegen an mich, das ich nicht erwähnen kann oder darf.<br />

So blieben keine <strong>Erinnerungen</strong>, unbekümmert darum, was sie als<br />

Persönlichkeiten in den Augen der Welt darstellten. Die Begegnungen waren<br />

ereignislos; sie verblaßten bald und blieben ohne tiefere Folgen. Von den<br />

Beziehungen, die mir etwas bedeuteten, und die an mich kamen wie<br />

<strong>Erinnerungen</strong> an ferne Zeiten, kann ich nicht erzählen, denn sie waren nicht<br />

nur mein innerstes Leben, sondern auch das ihre. Es steht mir nicht zu, jene<br />

für immer geschlossenen Türen den Blicken der Welt zu öffnen.»<br />

Der Mangel an äußeren D<strong>at</strong>en und an Vollständigkeit wird jedoch durch<br />

anderes reichlich aufgewogen - durch den Bericht über innere Erlebnisse<br />

<strong>Jung</strong>s und durch eine Fülle <strong>von</strong> <strong>Gedanken</strong>, welche, wie er selber sagte, als<br />

biographisch bezeichnet werden müssen. Sie sind in hohem Maße typisch für<br />

ihn und bildeten das Fundament seines Lebens. Das gilt in erster Linie <strong>von</strong><br />

den religiösen <strong>Gedanken</strong>. Das Buch enthält <strong>Jung</strong>s religiöses Bekenntnis.<br />

Es waren mannigfache Wege, auf denen <strong>Jung</strong> zur Auseinandersetzung mit<br />

den religiösen Fragen geführt wurde: eigene Erfahrungen, die ihn schon als<br />

Kind in die Wirklichkeit des religiösen Erlebens gestellt und ihn bis an sein<br />

Lebensende begleitet h<strong>at</strong>ten;<br />

ein unbändiger Erkenntnisdrang, der alles ergriff, was mit der Seele, ihren<br />

Inhalten und Manifest<strong>at</strong>ionen zusammenhing und ihn als Wissenschaftler<br />

kennzeichnete und - last but not least - sein ärztliches Gewissen. <strong>Jung</strong> fühlte<br />

sich in erster Linie als Arzt. Es<br />

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