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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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Prozeß der archetypischen Wandlung, der durch die Jahrhunderte geht,<br />

ergriffen war. Er h<strong>at</strong> seinen «Faust» als ein opus magnum oder divinum<br />

verstanden. Darum sagte er richtig, daß «Faust» sein «Hauptgeschäft» war,<br />

und darum war sein Leben <strong>von</strong> diesem Drama eingerahmt. Man merkt in<br />

eindrucksvoller Weise, daß es eine lebendige Substanz war, die in ihm lebte<br />

und wirkte, ein überpersönlicher Prozeß, der große Traum des mundus<br />

archetypus.<br />

Ich selber bin vom gleichen Traum ergriffen und habe ein Hauptwerk, das<br />

in meinem elften Jahre angefangen h<strong>at</strong>. Mein Leben ist durchwirkt und<br />

zusammengefaßt durch ein Werk und ein Ziel, nämlich: in das Geheimnis der<br />

Persönlichkeit einzudringen. Alles ist aus diesem zentralen Punkt zu erklären,<br />

und alle Werke beziehen sich auf dieses Thema.<br />

Mit dem Assozi<strong>at</strong>ionsexperiment (1903) begann meine eigentliche<br />

wissenschaftliche Arbeit. Ich betrachte sie als meine erste Arbeit im Sinn<br />

einer n<strong>at</strong>urwissenschaftlichen Unternehmung. Damals fing ich an, eigene<br />

<strong>Gedanken</strong> auszudrücken. Auf die «Diagnostischen Assozi<strong>at</strong>ionsstudien»<br />

folgten die beiden psychi<strong>at</strong>rischen Schriften «Über die Psychologie der<br />

Dementia praecox» und «Der Inhalt der Psychose». 1912 erschien mein Buch<br />

«Wandlungen und Symbole der Libido», durch welches die Freundschaft mit<br />

Freud zum Ende gekommen war. Damals nahm mein selbständiger Weg -<br />

nolens volens - seinen Anfang.<br />

Er begann damit, daß ich mich mit den Bildern meines eigenen<br />

Unbewußten beschäftigte. Diese Zeit dauerte <strong>von</strong> 1913 bis 1917, dann flaute<br />

der Strom der Phantasien ab. Erst als es ruhiger geworden und ich nicht mehr<br />

im Zauberberg gefangen war, konnte ich mich objektiv dazu einstellen und<br />

anfangen, darüber nachzudenken. Die erste Frage, die ich mir damals stellte,<br />

war: «Was tut man mit dem Unbewußten ?» Als Antwort entstanden «Die<br />

Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewußten». In Paris hielt ich<br />

über dieses Thema einen Vortrag (1916) 7 , der erst später (1928) in<br />

erweiterter Form als Buch auf deutsch erschienen ist. Ich beschrieb darin<br />

einige typische Inhalte des Unbewußten und wies nach, daß es durchaus nicht<br />

gleichgültig ist, wie das Bewußtsein sich zu ihnen einstellt.<br />

7 Als Aufs<strong>at</strong>z zuerst erschienen in «Archives de Psychologie de la Suisse<br />

Romande», Genf, 1916. In Ges. Werke VII, 1964.<br />

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