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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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ewußten eine eigentliche Wandlung oder Entwicklung der Psyche auslöst.<br />

Im individuellen Fall ist der Prozeß an den <strong>Träume</strong>n und Phantasien<br />

abzulesen. In der Welt des Kollektiven h<strong>at</strong> er seinen Niederschlag vor allem<br />

in den verschiedenen Religionssystemen und in der Wandlung ihrer Symbole<br />

gefunden. Durch das Studium der individuellen und der kollektiven<br />

Wandlungsvorgänge und durch das Verständnis der alchemistischen<br />

Symbolik, kam ich zum zentralen Begriff meiner Psychologie, dem<br />

Individu<strong>at</strong>ionsprozeß.<br />

Es ist ein wesentlicher Punkt meiner Arbeiten, daß sie schon früh<br />

Weltanschauungsfragen berühren und die Konfront<strong>at</strong>ion der Psychologie mit<br />

der religiösen Frage behandeln. Doch erst in «Psychologie und Religion»<br />

(1940), und anschließend in den «Paracelsica» (1942), habe ich mich<br />

ausführlich darüber geäußert. Namentlich der zweite Aufs<strong>at</strong>z «Paracelsus als<br />

geistige Erscheinung» ist in dieser Hinsicht bedeutsam. Die Schriften des<br />

Paracelsus enthalten eine Fülle origineller <strong>Gedanken</strong>, in denen die<br />

Fragestellung der Alchemie deutlich zum Ausdruck kommt, allerdings in<br />

einer späten und barocken Form. Die Beschäftigung mit Paracelsus war es,<br />

die mich schließlich veranlaßt h<strong>at</strong>, das Wesen der Alchemie darzustellen, und<br />

zwar in ihrem Verhältnis zur Re ligion und zur Psychologie, oder man könnte<br />

auch sagen: die Alchemie in ihrem Aspekt als religiöse Philosophie. Das t<strong>at</strong><br />

ich in «Psychologie und Alchemie» (1944). Damit war ich endlich auf dem<br />

Boden angelangt, der meinen eigenen Erfahrungen der Jahre 1913 bis 1917<br />

zugrundelag; denn der Prozeß, durch den ich damals gegangen war, entsprach<br />

dem alchemistischen Wandlungsprozeß, <strong>von</strong> dem in «Psychologie und<br />

Alchemie» die Rede ist.<br />

N<strong>at</strong>ürlich stellt sich mir immer wieder die Frage nach der Beziehung der<br />

Symbolik des Unbewußten zur christlichen Religion und auch zu anderen<br />

Religionen. Ich lasse der Christlichen Botschaft nicht nur eine Tür offen,<br />

sondern sie gehört ins Zentrum des westlichen Menschen. Allerdings bedarf<br />

sie einer neuen Sicht, um den säkularen Wandlungen des Zeitgeistes zu<br />

entsprechen;<br />

sonst steht sie neben der Zeit und die Ganzheit des Menschen neben ihr. Dies<br />

habe ich mich bemüht, in meinen Schriften darzulegen. Ich gab eine<br />

psychologische Deutung des Trinitätsdogmas u sowie des Messetextes, den<br />

ich überdies mit dem Text des Zosi-<br />

" 1942. In Ges. Werke XI, 2. Aufl. 1973.<br />

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