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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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sammen. Genauso h<strong>at</strong>te es getönt. Ich sagte zu Freud: «Das ist jetzt ein<br />

sogenanntes k<strong>at</strong>alytisches Exterioris<strong>at</strong>ionsphänomen.» «Ach», sagte er, «das<br />

ist ja ein leibhaftiger Unsinn!» «Aber nein», erwiderte ich, «Sie irren, Herr<br />

Professor. Und zum Beweis, daß ich recht habe, sage ich nun voraus, daß es<br />

gleich nochmals so einen Krach geben wird!» - Und t<strong>at</strong>sächlich: kaum h<strong>at</strong>te<br />

ich die Worte ausgesprochen, begann der gleiche Krach im Schrank!<br />

Ich weiß heute noch nicht, woher ich diese Sicherheit nahm. Aber ich<br />

wußte mit Bestimmtheit, daß das Krachen sich wiederholen würde. Freud h<strong>at</strong><br />

mich nur entsetzt angeschaut. Ich weiß nicht, was er dachte, oder was er<br />

schaute! Auf jeden Fall h<strong>at</strong> dieses Erlebnis sein Mißtrauen gegen mich<br />

geweckt, und ich h<strong>at</strong>te das Gefühl, ihm etwas angetan zu haben. Ich sprach<br />

nie mehr mit ihm darüber'.<br />

Das Jahr 1909 wurde zu ein em entscheidenden Jahr für unsere Beziehung.<br />

Ich war eingeladen, an der Clark University (Wor-cester, Mass.) Vorträge<br />

über das Assozi<strong>at</strong>ionsexperiment zu halten. Unabhängig <strong>von</strong> mir h<strong>at</strong>te auch<br />

Freud eine Einladung erhalten, und wir beschlossen, zusammen zu reisen 7 .<br />

Wir trafen uns in Bremen, Ferenczi begleitete uns. In Bremen ereignete sich<br />

der viel diskutierte Zwischenfall, nämlich Freuds Ohnmacht. Sie wurde -<br />

indirekt - durch mein Interesse an den «Moorleichen» provoziert. Ich wußte,<br />

daß in gewissen Gegenden Norddeutschlands sogenannte Moorleichen<br />

gefunden werden. Das sind z. T. aus der Prae-historie stammende Leichen<br />

<strong>von</strong> Menschen, die in den Sümpfen ertrunken oder dort begraben worden<br />

waren. Das Moorwasser enthält Humussäuren, welche die Knochen zerstören<br />

und zugleich die Haut gerben, so daß diese, wie auch die Haare, vollkommen<br />

erhalten bleiben. Es vollzieht sich also ein n<strong>at</strong>ürlicher Mumifizierungsprozeß,<br />

bei dem aber die Leichen durch das Gewicht des Moores vollständig<br />

pl<strong>at</strong>t gedrückt werden. Man findet sie gelegentlich beim Torfstechen in<br />

Holstein, Dänemark und Schweden.<br />

Diese Moorleichen, über die ich gelesen h<strong>at</strong>te, fielen mir ein, als wir in<br />

Bremen waren, aber ich war etwas «durcheinander» und h<strong>at</strong>te sie mit den<br />

Mumien in den Bremer Bleikellern verwechselt!<br />

• Vgl. Appendix pag. 370 ff. 7 Vgl.<br />

Appendix pag. 363 ff.<br />

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