30.12.2012 Aufrufe

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ten, ein Stück tiefblauen Himmels, eine schneeweiße Moscheekuppel, ein<br />

Schuhmacher näht eifrig die Schuhe in einer kleinen gewölbten Nische, auf<br />

der M<strong>at</strong>te vor ihm ein heißer blendender Sonnenfleck, blinde Musikanten mit<br />

Trommel und winziger Laute mit drei Saiten, ein Bettler, der nur aus Lumpen<br />

besteht, Dampf <strong>von</strong> Ölkuchen und Fliegenschwärme, oben im glückseligen<br />

Äther auf weißem Minarett singt ein Muezzin den Mittagsgesang, unten ein<br />

kühler sch<strong>at</strong>tiger Säulenhof mit majolikaumrahmter Hufeisenpforte, auf der<br />

Mauer liegt eine räudige K<strong>at</strong>ze an der Sonne, ein Kommen und Gehen <strong>von</strong><br />

roten, weißen, gelben, blauen, braunen Mänteln, weißen Turbanen, roten Fez,<br />

Uniformen, Gesichter <strong>von</strong> weiß und hellgelb bis tiefschwarz, ein Schlürfen<br />

<strong>von</strong> gelben und roten Pantoffeln, ein läutloses Vorbeihuschen <strong>von</strong> schwarzen<br />

nackten Füßen usw. usw.<br />

Am Morgen erhebt sich der große Gott und füllt beide Horizonte mit seiner<br />

Freude und Macht, und alles Lebendige gehorcht ihm. Nachts ist der Mond so<br />

silbern und so göttlich klar leuchtend, daß niemand an Astarte zweifelt.<br />

Zwischen Algier und Tunis liegen 900 km afrikanische Erde, aufgetürmt<br />

zu den edeln und weiten Formen des großen Atlas, weite Täler und<br />

Hochflächen strotzen <strong>von</strong> Wein und Korn, dunkelgrüne Korkeichenwälder.<br />

Heute stieg der Horus aus einem fernen, blaßen Gebirge über einer<br />

unendlichen grünen und braunen Ebene auf, und aus der Wüste erhob sich ein<br />

mächtiger Wind, der aufs dunkelblaue Meer hinausblies. Auf welligen<br />

graugrünen Hügeln gelbbraune Reste ganzer römischer Städte, spärlich<br />

umweidet <strong>von</strong> schwarzen Ziegen, in der Nähe ein Beduinenlager mit<br />

schwarzen Zelten, Kamelen und Eseln, der Zug überfährt und tötet ein Kamel,<br />

das sich nicht entschließen konnte, <strong>von</strong> den Schienen herunter zu gehen, ein<br />

Herbeilaufen, Kreischen und Gestikulieren, weiße Gestalten, immer wieder<br />

das Meer bald tiefblau, bald schmerzhaft vor Sonne gleißend. Aus<br />

Olivenwäldern und Palmen und Riesenkaktushecken, in flimmernder<br />

Sonnenluft schwimmend, taucht eine schneeweiße Stadt auf, mit himmlisch<br />

weißen Kuppeln und Türmen, über einen Hügel herrlich hingebreitet, dann<br />

Sousse mit weißen Mauern und Türmen, unten der Hafen, über der<br />

Hafenmauer das tiefblaue Meer, und am Hafen liegt der Segler mit den zwei<br />

l<strong>at</strong>einischen Segeln, die ich einmal gemalt habe!!!<br />

Man stolpert über römische Reste, mit dem Stock habe ich ein römisches<br />

Gefäß aus dem Boden gegraben.<br />

374

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!