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Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

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Zur Entstehung des Werkes<br />

Mit dem Beginn der zweiten Lebenshälfte h<strong>at</strong>te die Auseinandersetzung<br />

mit dem Unbewußten eingesetzt. Meine Arbeit daran zog sich lange Zeit hin,<br />

und erst nach etwa zwanzig Jahren war ich soweit, daß ich die Inhalte meiner<br />

Imagin<strong>at</strong>ionen einigermaßen verstehen konnte.<br />

Zuerst mußte ich mir den Nachweis der historischen Präfigu-r<strong>at</strong>ion der<br />

inneren Erfahrungen erbringen, d. h. ich mußte die Frage beantworten: «Wo<br />

finden sich meine Voraussetzungen in der Geschichte?» Wenn mir ein solcher<br />

Nachweis nicht gelungen wäre, hätte ich meine <strong>Gedanken</strong> nie zu bestätigen<br />

vermocht. Hier wurde mir die Begegnung mit der Alchemie zum<br />

entscheidenden Erlebnis, denn erst durch sie ergaben sich die historischen<br />

Grundlagen, die ich bis dahin vermißt h<strong>at</strong>te.<br />

Die analytische Psychologie gehört grundsätzlich zur N<strong>at</strong>urwis senschaft,<br />

unterliegt aber der persönlichen Voraussetzung des Beob-achters viel mehr<br />

als irgend eine andere Wissenschaft. Daher ist sie in hohem Maße auf<br />

historisch-dokumentarische Vergleiche angewiesen, um wenigstens die<br />

gröbsten Fehler in der Beurteilung auszuschalten.<br />

Etwa <strong>von</strong> 1918 bis 1926 h<strong>at</strong>te ich mich ernsthaft mit den Gno-stikern<br />

beschäftigt, denn auch sie waren der Urwelt des Unbewußten begegnet. Sie<br />

h<strong>at</strong>ten sich mit seinen Inhalten und Bildern befaßt, die offenkundig mit der<br />

Triebwelt kontaminiert waren. Auf welche Weise sie die Bilder verstanden,<br />

ist jedoch bei der Spärlichkeit der Nachrichten, die wir zudem meistens ihren<br />

Gegnern, den Kirchenvätern, verdanken, nur schwer zu sagen. Keinesfalls<br />

aber ist es wahrscheinlich, daß sie eine psychologische Auffassung h<strong>at</strong>ten.<br />

Für meine Fragestellungen waren die Gnostiker zeitlich zu weit entfernt, als<br />

daß ich an sie hätte anknüpfen können. Die Tradition zwischen Gnosis und<br />

Gegenwart schien mir abgerissen, und lange Zeit war es mir nicht möglich,<br />

die Brücke vom Gnostizismus - oder Neupl<strong>at</strong>onismus - zur Gegenwart zu<br />

finden. Erst als ich anfing, die Alchemie zu verstehen, erkannte ich, daß sich<br />

durch sie die historische Verbindung zum Gnostizismus ergibt, daß durch die<br />

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