30.12.2012 Aufrufe

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung - Mahs.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

oten Nacken», da alle Engländer der Sage nach rote Nacken hätten. Der<br />

Amerikaner, der sich in der T<strong>at</strong> im Besitze einer eleganten Garderobe befand,<br />

hieß «bwana maredadi» (der schmucke Gentleman). Weil ich damals schon<br />

(ich war fünfzig Jahre alt) graue Haare h<strong>at</strong>te, war ich der «mzee» (der alte<br />

Mann) und hundert Jahre alt. Hohes Alter war dort selten. Ich habe nur sehr<br />

wenige Weißhaarige gesehen. Mzee ist auch ein Ehrentitel, der mir als Leiter<br />

der «Bugishu Psychological Expedition» zukam, eine Bezeichnung, die uns<br />

als ein «lucus a non lucendo» vom Foreign Office in London aufgenötigt<br />

worden war. Wir haben zwar die Bugishus besucht, aber die längste Zeit bei<br />

den Elgonyis verbracht.<br />

Meine Neger erwiesen sich überhaupt als treffliche Charakterkenner. Einer<br />

ihrer intuitiven Erkenntniswege bestand darin, daß sie in unübertrefflicher<br />

Weise die Ausdrucksart, Geste und Gang. art ihrer Objekte nachzuahmen<br />

verstanden und auf diese Weise ihnen unter die Haut schlüpften. Ich fand ihre<br />

Kenntnis der emotionalen N<strong>at</strong>ur anderer überraschend. Ich scheute mich nicht<br />

vor langen Unterhaltungen, die sie ausgesprochen liebten. Auf diese Weise<br />

habe ich viel gelernt.<br />

Daß wir halboffiziell reisten, erwies sich als vorteilhaft, da wir auf diese<br />

Weise leichter Träger anwerben konnten und auch eine militärische Eskorte<br />

erhielten. Das war nicht überflüssig, da wir im Sinne h<strong>at</strong>ten, in Gebiete zu<br />

reisen, die noch nicht unter Kontrolle der Weißen standen. So begleiteten ein<br />

Corporal und zwei Sold<strong>at</strong>en unsere Safari am Mt. Elgon.<br />

Ich erhielt einen Brief vom Gouverneur <strong>von</strong> Uganda, in welchem er b<strong>at</strong>,<br />

uns eine Engländerin anvertrauen zu dürfen, welche durch den Sudan nach<br />

Ägypten zurückreiste. Man wußte, daß wir den g leichen Reiseplan h<strong>at</strong>ten, und<br />

da die Dame bereits in Nairobi mit uns bekannt geworden war, lag kein<br />

Grund vor, die Bitte abzuschlagen. Überdies fühlten wir uns dem Gouverneur<br />

für seine mannigfache Hilfe sehr verpflichtet.<br />

Ich erwähne diese Episode, um zu zeigen, auf welch subtilen Wegen ein<br />

Archetypus unser Tun beeinflußt. Wir waren drei Männer, und das war reiner<br />

Zufall. Ich h<strong>at</strong>te noch einen dritten Freund gebeten mitzukommen. Aber<br />

widrige Umstände h<strong>at</strong>ten seine Zusage verunmöglicht. Dies genügte, um das<br />

Unbewußte oder das Schicksal zu konstellieren. Es tauchte auf als Archetypus<br />

der Triade, welche nach dem Vierten ruft, wie es sich in der Geschichte dieses<br />

Archetypus immer wieder gezeigt h<strong>at</strong>.<br />

263

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!